Skurrile Kampagne Neuseeland inszeniert sich als "bester Ort für Herpes". Warum?

Neuseelands Herpes-Aufklärungskampagne spielt mit Retro-Looks und viel Humor 
Neuseelands Herpes-Aufklärungskampagne spielt mit Retro-Looks und viel Humor 
© New Zealand Herpes Foundation
Ein nostalgisch anmutendes Werbevideo aus Neuseeland wurde mit dem "Cannes Lion"-Preis ausgezeichnet. Im Mittelpunkt: eine Geschlechtskrankheit.

Der Werbespot erinnert an Tourismuskampagnen aus den 1970ern: warme Farben, Weichzeichner, groovige Musik, Aufnahmen von Skifahrern und Strandgängern. Dabei geht es gar nicht wirklich um Reisen, sondern um eine Krankheit. Genauer gesagt: die Geschlechtskrankheit Genitalherpes. 

Der ehemalige Rugby-Coach Sir Graham Henry führt mit strengem Blick und hochgezogener Augenbraue durch das Werbevideo. Er beklagt das schwache Image Neuseelands und dessen fehlenden Einfluss auf internationaler Bühne. Das zahlenmäßige Verhältnis von Menschen zu Schafen sei zudem "peinlich niedrig", das Nationalgericht "Pie" (eine Art herzhaftes Küchlein mit Fleischfüllung) zu teuer, und der Nationalstolz "alles andere als überragend". 

"Es ist Zeit, dass Neuseeland zum weltbesten Ort für Herpes wird"

Um diesem Elend etwas entgegenzusetzen, schlägt Henry vor: "Wir brauchen etwas Neues, auf das wir stolz sein können. Etwas Großes und Mutiges, das uns wieder in den Mittelpunkt rückt. Es ist Zeit, dass Neuseeland zum besten Ort der Welt für Herpes wird." Im Anschluss tun sich weitere Prominente Neuseelands zusammen, um in einem speziellen "Kurs" die Krankheit Genitalherpes von ihrem Stigma zu befreien.

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Im Oktober vergangenen Jahres veröffentlichte die Wohltätigkeitsorganisation "New Zealand Herpes Foundation" das Video ihrer neuesten Aufklärungskampagne, um gegen das Stigma Genitalherpes anzukämpfen. Laut Statistiken erkranken rund 80 Prozent aller Neuseeländer nämlich im Laufe ihres Lebens an diesem Virus.

Nun hat das humorvolle Aufklärungsvideo den renommierten "Cannes Lion"-Preis gewonnen, der als der "Oscar der Werbebranche" gilt. In der Laudatio sagt David Ohana, Jurypräsident der Cannes Lions: "Unser Preisträger des Jahres 2025 hat ein Tabuthema auf den Kopf gestellt und gezeigt, dass mit einer großartigen Strategie, einer großen, mutigen und verrückten Idee und unendlichem Humor alles möglich ist."

ari

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