Prozessauftakt Mordversuch aus Geltungssucht?

Sie sei "dominant" gewesen und habe gern ihre fachliche Überlegenheit demonstriert. So wird eine Krankenschwester beschrieben, die nun in Baden-Württemberg vor Gericht steht. Die 45-jährige soll einigen Patienten ein gefährliches Medikament verabreicht haben - aus Geltungssucht, wie die Anklage ihr vorwirft.

Eine Krankenschwester in Tuttlingen soll Patienten ein gefährliches Medikament verabreicht haben, um sich selbst anschließend als Retterin aufspielen zu können - so lautet die Anklage gegen eine 45-Jährige, gegen die nun vor dem Landgericht Rottweil in Baden-Württemberg der Prozess eröffnet wurde.

Die Frau soll zwischen Januar und April 2005 in sieben Fällen im Tuttlinger Krankenhaus eigenmächtig ein medizinisch nicht notwendiges Medikament verabreicht haben. In allen Fällen konnten die Patienten rechtzeitig gerettet werden - und zwar bis auf einen Fall durch die Angeklagte selbst.

Die Staatsanwaltschaft geht von einem Fall des versuchten Mordes und sechs Fällen der gefährlichen Körperverletzung aus. Ein Verteidiger der Frau aber bestritt die Vorwürfe der Anklage. "Unsere Mandantin ist unschuldig", sagte der Anwalt. Die 45-jährige Frau selbst werde sich nicht zu den Tatvorwürfen äußern.

Das verabreichte Mittel namens Succinyl führt zu einer vorübergehenden Lähmung der Muskulatur. Es wirkt bereits nach einer Minute, nach drei bis vier Minuten endet die Wirkung wieder. In diesem Zeitraum allerdings seien die betroffenen Patienten in unmittelbare Erstickungsgefahr geraten. Das habe die Angeklagte bewusst in Kauf genommen, um mit der "Rettung" der Patienten im Mittelpunkt zu stehen.

Der Staatsanwalt sagte, die seit 1991 in der Klinik beschäftigte Krankenschwester habe dort ein sehr hohes Ansehen genossen. Zugleich sei die Frau "dominant" gewesen und habe gern im Vordergrund gestanden. In Krisensituationen habe sie ihre fachliche Überlegenheit und "Coolness" besonders gut demonstrieren können. Deshalb habe sie sich entschlossen, solche Situationen selbst herbeizuführen.

DPA
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