Der Tod des Unister-Gründers Thomas Wagner wird immer rätselhafter. Der deutsche Selfmade-Millionär starb vergangene Woche bei dem Absturz eines Kleinflugzeugs in Slowenien. Er war mit Unister-Mitgründer Oliver Schilling, vermutlich einem weiteren Geschäftspartner und dem Piloten auf dem Rückflug von Venedig nach Leipzig.
Warum er dort war und wieso das Flugzeug abstürzte, ist noch nicht klar. Streng genommen ist nicht einmal hundertprozentig sicher, dass es sich bei den Toten auch um Wagner und seine Begleiter handelt. Die Leichen sollen so stark verbrannt sein, dass nur DNS-Analysen Aufklärung liefern können. Daran arbeiten die Ermittler gerade unter Hochdruck.
Übereinstimmenden Berichten des MDR-Magazins "Exakt", des "Manager Magazins" und der "Bild" zufolge soll Wagner in Venedig gewesen sein, um sein angeschlagenes Internetunternehmen vor der Insolvenz zu retten. Es soll um ein dubioses Kreditgeschäft gegangen sein. Wagner habe eine größere Summe Bargeld dabei gehabt - den Berichten zufolge über eine Million Euro. Die Summe sollte wohl als Sicherheit für einen größeren Kredit für sein Unternehmen dienen. Doch offenbar lief der Deal anders als geplant.
Wurde Thomas Wagner in Venedig betrogen?
Marino Pangos, Präsident und Sprecher der Kriminalpolizei im slowenischen Nova Gorica, wird von "Exakt" zitiert: "Wir haben italienische Dokumente gefunden, die besagen, dass Wagner Opfer eines Betrugs geworden ist, bei dem es um extrem hohe Summen ging." Laut "Bild" und "Manager Magazin" soll er von einem venezianischen Geschäftsmann im Austausch für sein Geld einen hohen Barkredit in Schweizer Franken erhalten haben - zumindest dachte er das zunächst. Erst später sollen Wagner und seine Begleiter laut dieser Berichte dann festgestellt haben, dass nur die oberste Schicht in dem erhaltenen Koffer mit echten Banknoten bestückt war. In den Bündeln darunter hätten sich lediglich Musterscheine befunden. Der Geschäftspartner, mit dem man ein späteres Treffen vereinbart hatte, sei da bereits nicht mehr auffindbar gewesen. Daraufhin habe man bei den italienischen Behörden Anzeige erstattet.
So zumindest berichten die genannten Medien den Ablauf der Geschichte - zum Teil mit Verweis auf geheime Informanten. Für diese These spricht, dass die Polizei an der Absturzstelle 10.000 Schweizer Franken gefunden hat. Dass Unister Geldprobleme hatte und hat, zeigt sich zudem darin, dass das Unternehmen nur wenige Tage nach dem Absturz Insolvenz anmeldete. Das Internetunternehmen betreibt unter anderem Reiseportale wie ab-in-den-urlaub.de und beschäftigt nach eigenen Angaben über 1000 Mitarbeiter.
Warum stürzte die Maschine ab?
Offen bleibt bislang die Frage, warum die Maschine auf dem Rückflug abstürzte. "Exakt" zufolge untersucht das slowenische Verkehrsministerium die Wrackteile der Maschine, um die Unfallursache herauszufinden. Es gäbe bisher keine Anhaltspunkte für eine Manipulation, berichtet das Magazin unter Berufung auf einen Sprecher der slowenischen Polizei. Das Flugzeug sei vollständig ausgebrannt.
Unister-Gesellschafter Daniel Kirchhof ist sich offenbar sicher, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. "Ich werde noch am Mittwoch Anzeige gegen Unbekannt erstatten, unter anderem wegen Untreueverdacht", wird er von "Exakt" zitiert. "Von meiner Seite halte ich es für ganz, ganz dringend, dass da aufgeklärt wird. Insbesondere wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass so eine große Menge Bargeld in der Gegend rumfährt, wer da auch an dem ganzen Vorgang beteiligt gewesen ist, wer davon wusste." Dem Magazin zufolge soll die Generalstaatsanwaltschaft Dresden Ermittlungen wegen des ungeklärten Geldtransportes aufgenommen haben.