Im US-Bundesstaat Indiana haben Gefängnisinsassinnen Klage gegen einen Wärter eingereicht, der männlichen Mitinsassen Zugang zu ihren Zellen verschafft haben soll. Die Frauen seien sexuell belästigt worden, zwei von ihnen seien vergewaltigt worden, heißt es in der Klageschrift. Der Gefängniswächter soll den männlichen Häftlingen für 1000 Dollar den Schlüssel zu den Zellen der Frauen überlassen haben.
"Obwohl viele männliche Häftlinge beteiligt waren und es mehrere Dutzend Opfer gab, ist kein einziger Aufseher den Frauen zur Hilfe gekommen", heißt es in der Klageschrift, die eine "Nacht des Horrors" beschreibt. Die männlichen Häftlinge hätten sich mehrere Stunden frei in der Haftanstalt in Jeffersonville bewegen können. Sie hätten Frauen begrapscht, sie ausgezogen und anzügliche Bemerkungen gemacht. Die Tat hat sich nach Angaben der US-Seite "Law & Crime" im Oktober vergangenen Jahres ereignet.
Sheriff soll Taten nicht verhindert haben
Am Ende seien die weiblichen Häftlinge bestraft worden, indem 72 Stunden lang das Licht angeschaltet blieb und persönliche Gegenstände konfisziert wurden. Der beschuldigte Gefängniswärter sagte in einem Interview mit der "Washington Post", dass die Männer die Schlüssel gestohlen hätten. Er habe erst Tage später davon erfahren. Er sei inzwischen entlassen worden, so "Law & Crime".
Einer der Anwälte der Klägerinnen sagte der Seite, eine Frau sei in Folge einer Vergewaltigung schwanger geworden. Sie habe aber später eine Fehlgeburt erlitten. Ein anderes Opfer habe schwere psychische Probleme davongetragen.
Die Klage richtet sich auch gegen den zuständigen Sheriff, der die Tat nicht verhindert habe. Sein Anwalt veröffentlichte laut "New York Times" eine Erklärung, in der die Ereignisse als "die unvorhersehbaren kriminellen Handlungen eines abtrünnigen Justizvollzugsbeamten" beschrieben wurden.
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Gefängnis aus Reality-Show bekannt
Die Anklage beschuldigt den Sheriff, das Gefängnis nicht richtig besetzt, Mitarbeiter nicht richtig ausgebildet und das Gefängnis nicht beaufsichtigt zu haben. "Diese systembedingten Fehler ermöglichten es zahlreichen männlichen Angreifern, mehrere Stunden lang frei im Gefängnis herumzulaufen, was zu einer Nacht des Horrors für die Kläger und andere Opfer führte", heißt es in der Akte.
Der angeklagte Sheriff wurde laut einem Bericht des Lokalsenders WBIW im Jahr 2021 zum "Sheriff des Jahres" gekürt. Das betroffene Gefängnis ist außerdem Teil einer Reality-TV-Sendung namens "60 Days In", in der Freiwillige 60 Tage verdeckt als Insass:innen inhaftiert werden.