USA "Bedenken wurden immer abgetan": Lehrerin, die von Erstklässler angeschossen wurde, verklagt ihre Schule

Die Richneck Grundschule in Newport News, Virginia
Die Richneck Grundschule in Newport News, im US-Bundesstaat Virginia. Hier schoss ein Sechsjähriger im Januar auf seine Lehrerin.
© Jay Paul / AFP
Im Januar wurde eine Grundschullehrerin im US-Bundesstaat Virginia von einem sechsjährigen Schüler angeschossen. Die 25-Jährige klagt jetzt gegen die Schule. Laut ihren Anwälten war der Junge als gewaltbereit bekannt, doch die Verantwortlichen sollen sämtliche Warnungen ignoriert haben.

"Ich werde nie den Blick vergessen, den er mir zuwarf, als er die Waffe direkt auf mich richtete", erzählt Abigail Zwerner in einem TV-Interview. "Es hat mich und mein Leben verändert". Die 25-jährige Grundschullehrerin aus dem US-Bundesstaat Virginia wurde am 6. Januar schwer verletzt, als ein sechsjähriger Schüler im Leseunterricht auf sie schoss. Jetzt verklagt sie die Verantwortlichen der Richneck-Grundschule in Newport News auf 40 Millionen Dollar. Ihrer Meinung nach hätte die schreckliche Tat verhindert werden können.

Schon mehrfach soll der Erstklässler in der Vergangenheit wegen Gewaltdelikten aufgefallen sein. Laut der Anwälte der Lehrerin würgte er vor zwei Jahren eine Betreuerin im Kindergarten, weshalb er aus der Einrichtung verwiesen wurde. Im selben Jahr war ein Mädchen auf dem Spielplatz gestürzt. Statt ihr zu helfen, soll der Junge ihr Kleid hochgeschoben und sie "in unangemessener Weise berührt haben", bis er von einer Erzieherin zurechtgewiesen wurde.

USA: Sechsjähriger war schon vor Tat als gewaltbereit bekannt

Der Junge wurde daraufhin zunächst in eine andere Einrichtung innerhalb des Bezirks versetzt, durfte aber für das Schuljahr 2022/23 zurückkehren. Im Herbst soll er Schüler auf dem Spielplatz der Einrichtung mit einem Gürtel herumgejagt und versucht haben, sie damit zu schlagen. Zudem beschimpfte er die Lehrkräfte. Mindestens ein Elternteil wurde deshalb aufgefordert, ihn täglich in die Schule zu begleiten. "Die Bedenken der Lehrer über sein Verhalten wurden regelmäßig der Verwaltung der Richneck-Grundschule vorgetragen,  jedoch immer abgetan", heißt es in der Klage. 

Am 4. Januar, zwei Tage vor der Tat, nahm der Junge demnach Zwerners Handy und schlug es auf den Boden, wodurch das Gerät zerbrach. Der Junge wurde für den folgenden Tag suspendiert. Am 6. Januar kehrte er nach Richneck zurück. Er wurde von seiner Mutter gebracht, die jedoch weder vor Ort bei ihm blieb noch von der Schulleitung darauf angesprochen wurde.

An jenem verhängnisvollen Tag ging Zwerner vormittags zur Schulleitung und erklärte, der Schüler sei in einer "gewalttätigen Stimmung" gewesen und habe gedroht, einen Mitschüler körperlich anzugreifen. Doch die Schulleitung habe erneut nicht reagiert. Zudem sollen drei weitere Lehrkräfte in den kommenden Stunden die Schulleitung davor gewarnt, dass der Erstklässler eine Waffe bei sich trage. Eine der Lehrerinnen durchsuchte daraufhin den Rucksack des Jungen, fand jedoch keine Waffe. Die Schulleitung selbst soll eine Durchsuchung abgelehnt haben mit der Begründung, der Rucksack sei viel zu klein, um darin eine Waffe zu transportieren.

Lehrerin erlitt lebensgefährliche Verletzungen

Die Grundschullehrerin erlitt bei der Tat lebensgefährliche Verletzungen. "Der erste Schuss ging durch meine linke Hand und durchschlug den Mittelknochen sowie den Zeigefinger und den Daumen", so Zwerner. Der Schuss sei dann in ihre Brust eingedrungen. Noch immer habe sie einige Kugelsplitter im Körper." Auch ihre Lunge war kollabiert. Seit der Tat musste sie viermal operiert werden.

Die Pistole, eine Kurzwaffe Kaliber 9mm, gehörte der Mutter des Jungen. Sie hatte die Waffe nach Polizeiangaben legal erworben und zu Hause aufbewahrt. Dort habe sich der Schüler die Waffe genommen und sie in einem Rucksack mit in die Schule genommen. Die Polizei hatte mehrfach betont, dass die Tat kein Unfall gewesen sei, sondern der Junge vorsätzlich auf die Lehrerin geschossen habe.

Der Leiter der öffentlichen Schulen des Schulbezirks wurde nach dem Vorfall abgesetzt. Auch die Vizerektorin der Richneck Elementary School war zurückgetreten. Seit der Schießerei hat der Bezirk Metalldetektoren eingeführt und einen Vollzeit-Sicherheitsbeamten in Richneck eingesetzt.

Video: 6-Jähriger schießt auf Lehrerin
6-Jähriger schießt auf Lehrerin

Sehen Sie im Video: In einer Grundschule im US-Bundesstaat Virginia hat ein Erstklässler auf seine Lehrerin geschossen und sie schwer verletzt.

Quellen:  NBC News, Associated Press

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