Das Strafgericht in Maskat sah es als erwiesen an, dass die fünf für den Tod von Gerlichs Vaters Manfred verantwortlich sind, der am 1. Dezember 2003 während eines Besuchs bei seiner Tochter in der Hauptstadt Maskat erschossen worden war. Wenn Dana Gerlich ihre Strafe verbüßt hat - lebenslänglich bedeutet in Oman 25 Jahre - soll sie nach Deutschland abgeschoben werden.
Gerlich weinte nach der Urteilsverkündung. Auch die Verwandten der vier verurteilten Omaner weinten und schrien im Gerichtssaal. Beobachter hatten jedoch noch schlimmeres befürchtet, nachdem das Anfang Mai im Geheimen gefällte Urteil zur Überprüfung an den Mufti des Landes gegangen war. Denn das passiert in der Regel nur, wenn die Todesstrafe verhängt werden soll.
Eine Amerikanerin wurde zum Tode verurteilt
Die Todesstrafe bedeutet in dem Land, das sich am islamischen Recht orientiert, Hinrichtung mit dem Schwert, Tod durch den Strang oder Erschießen. Das gleiche Strafgericht verurteilte eine in Oman lebende Amerikanerin wegen der Ermordung ihres Ehemannes zum Tode.
Bundesaußenminister Joschka Fischer hatte sich bei einem Treffen mit Sultan Kabus im Juni für Gerlich eingesetzt und betont, dass Deutschland die Todesstrafe grundsätzlich ablehne. Ob Fischers Intervention und der Einfluss des Großmuftis, der im Prozess das letzte Wort hatte, die Verhängung der Todesstrafe gegen Gerlich verhindert haben, ist aber unklar.
Die Bundesregierung zeigte sich erleichtert, dass die Deutsche nicht zum Tode verurteilt wurde. Das Auswärtige Amt werde über die deutsche Botschaft in Maskat die intensive konsularische Betreuung von Dana Gerlich fortsetzen, hieß es in Berlin. Es werde sich in Abstimmung mit ihr und ihrem Anwalt dafür einsetzen, dass sie so früh wie möglich aus der omanischen Haft entlassen werden kann.
Eigene Praxis eröffnet
Dabei hatte die Zukunft für Dana Gerlich noch rosig ausgesehen, als die Physiotherapeutin aus Gornsdorf bei Chemnitz vor drei Jahren bei der Arbeit ihren omanischen Freund kennen lernte. Fausi el Ghammari ist seit einem Autounfall querschnittsgelähmt und ließ sich in einer deutschen Rehabilitationsklinik behandeln. Gerlich verliebte sich und folgte ihm gegen den Willen ihrer Eltern in seine Heimat. Sie eröffnete in dem arabischen Land eine eigene Praxis.
Tatmotiv: Rache?
Als Tatmotiv vermutete das Gericht Rache. Die Anklage ging davon aus, dass die Deutsche und ihr Freund die drei Mitangeklagten zur Ermordung des Vaters angestiftet haben. Der 51 Jahre alte Vater soll seine Ehefrau betrogen haben. Außerdem stand er der Beziehung seiner Tochter zu dem Omaner auch dann noch skeptisch gegenüber, als sich die Mutter damit arrangiert hatte. Weil Gerlich in der Nähe der britischen Botschaft erschossen wurde, gingen Ausländer in Oman zunächst von einem anti-westlichen Attentat islamistischer Terroristen aus.
Der Verzicht auf die Todesstrafe wurde in ihrer Heimatgemeinde mit Erleichterung aufgenommen. Auch die sächsische Landesregierung zeigte sich erleichtert. "Wir halten die Todesstrafe für rechtswidrig", sagte ein Sprecher des Justizministeriums.
Eine Berufung gegen das Urteil ist nicht möglich. Nur eine Amnestie des Sultans könnte der Deutschen jetzt noch zu einer vorzeitigen Haftentlassung verhelfen.