Während die mutmaßlichen Mörder des Managers Dominik Brunner demnächst vor Gericht gestellt werden sollen, hat es bei München erneut einen brutalen S-Bahn-Überfall gegeben: Vier Jugendliche schlugen einen 58-jährigen zusammen, weil sie von ihm 50 Euro erpressen wollten, teilte die Bundespolizei am Donnerstag mit. Die Täter sind flüchtig.
In der Unterführung des an der S-Bahn-Strecke zum Flughafen gelegenen Echinger Bahnhofs forderten die vier etwa 17 bis 19 Jahre alten Jugendlichen von dem Mann 50 Euro, um Alkohol kaufen zu können, wie die Polizei weiter bekanntgab. Als sie erfuhren, dass der Mann nur acht Euro bei sich hatte, begannen zwei von ihnen laut Polizei auf Kopf und Oberkörper des Mannes einzuschlagen. Dieser habe dabei mehrere blutende Wunden am Kopf und Hämatome am Rücken und rechten Arm erlitten, er befindet sich wegen der Verletzungen seit dem Überfall im Krankenhaus. Den Polizeiangaben zufolge ereignete sich der Überfall bereits am vergangenen Freitagnachmittag gegen 15.00 Uhr.
Der Angriff weckt Erinnerungen an den bundesweit beachteten tödlichen Angriff auf Dominik Brunner am 12. September in der Münchner S-Bahn. Damals hatten der 18-jährige Markus S. und der 17-Jährige Sebastian L. ihrem Opfer durch Tritte und Schläge so schwere Verletzungen zugefügt, dass Brunner starb. Brunner hatte eine Gruppe von vier 13- bis 15-Jährigen vor S. und L. geschützt, diese wollten von den Kindern 15 Euro erpressen.
Nach Angaben des Landgerichts München I erhob die Staatsanwaltschaft mittlerweile Anklage wegen Mordes gegen die zwei in Untersuchungshaft sitzenden jungen Männer. Mit einer Entscheidung über die Eröffnung des Hauptverfahrens sei nicht vor Mitte März zu rechnen. Der Prozessbeginn dürfte nach den Worten einer Gerichtssprecherin eher im Sommer denn im Frühling sein.
Während dem 17-jährigen L. nach dem Jugendstrafrecht maximal zehn Jahre Jugendhaft drohen, wird für das Strafmaß für den älteren der beiden Täter entscheidend sein, wie das Gericht ihn einstuft. Sollte er nach dem Jugendstrafrecht verurteilt werden, drohen ihm ebenfalls höchstens zehn Jahre Jugendhaft. Das Gericht kann S. aber auch nach Erwachsenen-Strafrecht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilen.
Vorsitzender Richter ist Reinhold Baier, der bereits die bundesweit beachtete Verhandlung gegen zwei junge Männer geführt hatte, die einen Rentner in der Münchner U-Bahn fast totschlugen. Dabei hatte Baier einen zur Tatzeit 20-Jährigen, für den auch Jugendstrafrecht anwendbar gewesen wäre, nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt.
Zu dem Prozess sollen mehr als 50 Zeugen geladen werden, dazu Rechtsmediziner und Psychologen. Wie die Gerichtssprecherin sagte, muss Richter Baier vor dem Prozess noch die Verhandlung gegen eine Gruppe Schweizer Schüler führen, die in München mehrere Männer angegriffen und zum Teil schwer verletzt hatten. Ein Urteil wird hier für Ende März erwartet.
Brunner war wegen seines Einsatzes für die vier Teenager posthum das Bundesverdienstkreuz verliehen worden. Er hatte damals noch aus der S-Bahn heraus die Polizei verständigt, die allerdings Minuten zu spät am S-Bahnhof Solln eintraf. Der brutale Angriff hatte auch eine Debatte über Zivilcourage ausgelöst. Ungeklärt blieb, ob nicht andere Fahrgäste Brunner hätten helfen und damit die tödlichen Tritte und Schläge verhindern können.