Wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe ist der Frankfurter Rechtsanwalt Michael Wolski zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Das Landgericht Darmstadt befand den 61-jährigen Ehemann einer Richterin des Hessischen Staatsgerichtshofs am Freitag der Steuerhinterziehung in 52 Fällen für schuldig. Seine Frau Karin Wolski trat am Abend von ihrem Amt zurück. Die Opposition im Hessischen Landtag hatte dies seit Monaten gefordert. Karin Wolski ist Mitglied der CDU.
Der Vorsitzende Richter Rainer Buss sagte, der Rechtsanwalt habe aus einer anrüchigen Liaison mit einer 25 Jahre älteren Millionärswitwe erhebliche finanzielle Vorteile gezogen, ohne diese zu versteuern. Insgesamt habe Wolski Geld- und Sachleistungen im Wert von 2,4 Millionen Euro erhalten. Die Summe der hinterzogenen Steuern bezifferte das Gericht mit 1,1 Millionen Euro.
Nach den Worten des Vorsitzenden Richters verwendete Wolski erhebliche Energie darauf, die enormen Summen, welche Margit C. ihm schenkte, vor den Erben der Millionärswitwe in Sicherheit zu bringen. Um Erbersatzansprüchen der Tochter und der Stiefsöhne von Margit C. vorzubeugen, seien die geschenkten Summen und Wertgegenstände, darunter ein Mercedes und ein Ferrari, teilweise an Wolskis Ehefrau Karin und deren Sohn gegangen. Zudem habe der Anwalt einen fingierten Darlehensvertrag aufgesetzt: "Es ging darum, die Erbfolge zugunsten des Angeklagten zu unterlaufen."
Streng ins Gericht ging Buss mit der hessischen Steuerverwaltung. Obwohl Wolski ab 1998 keine Steuererklärung mehr abgegeben habe, sei vom Finanzamt nicht die Steuerfahndung eingeschaltet worden. Die Steuerverwaltung habe im Fall Wolski "ein unglaubliches Bild" geboten. Die zuständigen Finanzbeamten hätten sich in der Nähe der Strafvereitelung im Amt bewegt. Wolski sei bei der Besteuerung bewusst verschont worden.
Zugleich betonte der Vorsitzende Richter, es gebe keine Hinweise darauf, dass die zuständigen Beamten "auf Weisung von oben" handelten. Vielmehr gehe die "stark mangelhafte Arbeit des Finanzamtes" offenbar auf fehlendes Personal zurück. Die Staatsanwaltschaft hatte für Wolski eine Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten gefordert. Die Verteidiger hatten das Gericht um eine "milde Strafe" gebeten.
Michael Wolski fungierte in den vergangenen Jahren als Anwalt von Margit C. und ihrem inzwischen verstorbenen Ehemann Ignaz, einem Frankfurter Immobilienunternehmer. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme bestand seit Sommer 1999 ein Liebesverhältnis zwischen Wolski und Margit C., während ihr pflegebedürftiger Ehemann sich zu diesem Zeitpunkt fast nur noch in Krankenhäusern aufhielt. Um ihren Liebhaber an sich zu binden habe Margit C. den Anwalt mit finanziellen Zuwendungen überschüttet, sagte Buss. Die Zahlungen seien weitgehend auf dem Privatkonto der Eheleute Wolski gelandet.
Gegen Karin Wolski wurde bislang weder ein Ermittlungs- noch ein Disziplinarverfahren eingeleitet, obwohl ihr vorgeworfen wird, von dem Vermögenstransfer profitiert, jahrelang keine Steuererklärungen abgegeben und unter einer Frankfurter Scheinadresse sechs Autos angemeldet zu haben. Ihren Rücktritt mit sofortiger Wirkung begründete sie am Abend damit, weiteren Schaden vom Staatsgerichtshof abwenden zu wollen. Sie betonte gleichzeitig, sie habe sich nichts zu schulden kommen lassen. "Ich gehe daher mit erhobenem Haupt und in dem Wissen, mein Amt entsprechend meinem Amtseid gerecht verwaltet und die Verfassung getreulich gewahrt zu haben", erklärte sie.