Zweiter Fall von Sterbehilfe Kusch hilft Seniorin bei Selbstmord

Roger Kusch hat offenbar erneut Sterbehilfe geleistet. Der frühere Hamburger Justizsenator teilte mit, er habe eine 84-jährige Rentnerin bei ihrem Selbstmord unterstützt. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt nun.

Der frühere Hamburger Justizsenator Roger Kusch hat nach eigenen Angaben erneut eine lebensmüde Frau beim Selbstmord unterstützt. Die 84-jährige Rentnerin sei am Dienstag in ihrer Wohnung in Hamburg "eigenverantwortlich" aus dem Leben geschieden, teilte der umstrittene Ex-CDU-Politiker mit. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat Vorermittlungen eingeleitet, um die Umstände des Todes zu überprüfen. "Es gibt ein Todesermittlungsverfahren", sagte Behördensprecher Wilhelm Möllers am Mittwoch. Rechtsmediziner sollen die Leiche obduzieren. Im Juni hatte Kusch nach eigener Aussage einer 79 Jahre alten Frau aus Würzburg Sterbehilfe geleistet und damit eine Welle der Empörung ausgelöst.

Kusch zeigt auf seiner Homepage Interviews mit der Frau. Bei den beiden Gesprächen, die Kusch zufolge im September auf Video aufgezeichnet wurden, wirkt sie rege und energisch. Sie betont aber, sie wolle selbst bestimmen, wann sie sterbe. Nach einem Schlaganfall im August fühle sie sich "wirklich uralt". Seit 1994 lebte sie den Angaben zufolge in einem Altenwohnheim in Hamburg.

In Deutschland ist aktive Sterbehilfe verboten. Manche Sterbewillige fahren deshalb in die Schweiz, um sich etwa beim Verein Dignitas beim Sterben helfen zu lassen.

Kusch hatte im Juni angegeben, die Rentnerin aus Würzburg sei nicht schwer krank gewesen, habe aber Angst vor einem Leben im Pflegeheim gehabt. Sie habe ein Malaria-Medikament und ein Beruhigungsmittel eingenommen. Die Ermittlungsbehörde stufte den Tod der Frau aus Würzburg nach deren Obduktion als normalen Suizid ohne Fremdbeteiligung ein.

"Die Politik ist aufgefordert, dem menschenverachtenden Treiben von Herrn Kusch endlich ein Ende zu setzen", sagte der Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Zurzeit führt Herr Kusch die Politik an einem Nasenring durch die Manege." Die "geschäftsmäßige Suizidbeihilfe" müsse endlich unter Strafe gestellt werden, forderte Brysch.

Der Bundesrat hatte sich im Juli nicht auf eine Strafrechtsvorschrift gegen organisierte Sterbehilfe einigen können. Eine Initiative für einen neuen Straftatbestand gegen die Gründung von Vereinen, die Unterstützung bei einer Selbsttötung versprechen, war auf die Zeit nach der Sommerpause vertagt worden.

DPA
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