Seitdem die Taliban in Afghanistan wieder das Sagen haben, hat sich das Leben vieler Frauen in Afghanistan drastisch verändert. Die militante islamistische Bewegung kehrte im August 2021 während des chaotischen Abzugs der US-geführten Truppen an die Macht zurück.
Video "Wie ein Vogel, der in einem Käfig festsitzt"

STORY: Vertreter der radikal-islamischen Taliban feiern am Dienstag ihre Rückkehr an die Macht in Afghanistan vor zwei Jahren. Nicht nur, aber speziell Mädchen und Frauen haben seitdem nichts zu feiern. Denn die Menschenrechtslage in dem Land verschlechtert sich stetig, befindet beispielsweise Amnesty International und bekundet, die sukzessive und systematische Beschneidung der Rechte des weiblichen Teils der Bevölkerung komme möglicherweise einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleich. Das Leben der 27-jährigen Maryam hat sich in den vergangenen zwei Jahren drastisch verändert. Ihren Job für die Datenbank eines internationalen Bildungsprojektes verlor sie mit dessen Auflösung nach der Taliban-Machtübernahme. Auch die Tätigkeit als Lehrerin an einer Mädchen-Privatschule währte nur ein Jahr. Doch Maryam hielt den Kopf über Wasser und führt seit sechs Monaten eine eigene Nähwerkstatt in Kabul. Dazu stellte sie 15 ehemalige, ebenfalls arbeitslose Kolleginnen ein. Gemeinsam nähen sie nun traditionelle afghanische Kleidung und Hijabs für Kundinnen im In- und Ausland. "Ich habe nie aufgegeben, sondern meinen Weg weiterverfolgt. Obwohl es keine Bildungschancen gibt, nachdem die Taliban Schulen und Universitäten für Frauen geschlossen haben, kann unser Verstand nicht begrenzt werden. Wir können ihn einsetzen und gegen sie kämpfen. Wir sollten keine Gelegenheiten verpassen, keine Ausreden suchen und nicht vor Hindernissen kapitulieren." Doch die Kraft durchzuhalten, bringen beileibe nicht alle auf. Diese 19-Jährige studierte im zweiten Jahr Rechts- und Politikwissenschaften an der Universität der nördlichen Provinz Balkh. Nachdem die Taliban das im vergangenen Jahr für Frauen verboten, versank sie in eine Depression. "Als ich merkte, dass es mir geistig nicht gut ging, wurde ich traurig, meine Familie auch. Ich war unglücklich, immer deprimiert. Ich fühlte mich wie ein Vogel, der in einem Käfig festsitzt, der sein ganzes Glück verloren hat." Mit Unterstützung ihrer Familie begann die junge Frau, einen örtlichen Psychiater aufzusuchen. Neben der Einnahme von Medikamenten geht sie nun zudem sechs Tage in der Woche in einen Kunstkurs. Inzwischen fühlt sie sich nach eigenem Bekunden etwas besser. Die Kunsttherapie vermittle ihr etwas Hoffnung für die Zukunft. Wegen der schlechten Situation sei sie ein bisschen enttäuscht von ihrem Leben. Aber die 19-Jährige sagt auch, sie gebe nicht auf und werde weiter kämpfen.