Video Festgeklebt und fest entschlossen - Umweltaktivisten in Lützerath harren aus

Video: Festgeklebt und fest entschlossen - Umweltaktivisten in Lützerath harren aus
STORY: Das Dorf Lützerath wird dem Kohleabbau weichen - und auch die Menschen, die den Weiler besetzt halten müssen gehen. Das gilt auch für ihre Gezimmerten Hütten und Baumhäuser. Doch einige wollen das nicht hinnehmen, bewarfen die mit Schilden bewährte Polizistinnen und Polizisten am Donnerstagvormittag mit Steinen. Auch kam es Augenzeugenberichten zufolge zu Rangeleien, Feuerwerkskörper seien in Richtung der Einsatzkräfte geschossen worden. Die Räumung verlief allerdings den Angaben zufolge weitgehend friedlich. Zwischenbilanz eines Aktivisten. "Wir waren tatsächlich sehr geschockt, dass die Polizei hier so eskaliert hat, dass tatsächlich Tag und Nacht geräumt wird aktuell. Und das ist ja schockierend und natürlich auch gefährdend, weil im Dunkeln sieht man wenig. Ja, das hat uns besorgt." Das massive Aufgebot der Polizei verschaffte sich am Donnerstag weiter Zugang zu den besetzten Gebäuden. Ein Polizeisprecher schilderte die Lage am Mittag so: "Die Maßnahmen sind heute am Morgen wie geplant angelaufen. Wir haben heute weitere Gebäude jetzt in Angriff genommen und haben die betreten. Ansonsten wird sicherlich die Wetterlage heute eine große Herausforderung, insbesondere wenn man an die Baumhäuser denkt. Da müssen wir jetzt die Einschätzung den Expertinnen und Experten überlassen, da eine Analyse vorzunehmen. Sollte sich herausstellen, dass das Wetter zum Problem wird, bevor jemand zu Schaden kommt, werden wir da sicherlich die Maßnahmen zurückfahren." Studien haben zuletzt Kritik an der Räumung Lützeraths genährt. Der Abbau der Braunkohle unter dem Dorf sei nicht notwendig, um die Energieversorgung in Deutschland zu sichern, so die Aussage. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Donnerstag dazu: "Wir haben mit einem gewissen Stolz und in Deutschland darf man fast sagen, mit einer gewissen Zufriedenheit darauf hingewiesen, dass die Speicher voll sind. Das hat verschiedene Gründe, gesetzliche, finanzielle, aber auch, dass wir durch andere Maßnahmen Gas aus der Verstromung rausgedrängt haben. Das finden alle toll. Aber wir drängen das Gas aus der Verstromung, neben erneuerbaren - und auch durch die laufende Atomkraftwerke - durch Kohlekraftwerke. Das ist die bittere Pille. Und immer wenn ich jetzt höre, die Zeit für Kompromisse ist vorbei, weise ich darauf hin: Der Krieg ist noch da und die Energiekrise noch ist nicht abgewendet." Die angesprochenen Studien reflektierten keineswegs die politische Dringlichkeit, die derzeit in Deutschland herrsche, so der Minister. Hintergrund der Räumung ist ein im vergangenen Oktober von Bundeswirtschaftsminister Habeck, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und RWE-Chef Markus Krebber vorgelegter Plan, nach dem der Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleenergie in NRW bereits 2030 und damit acht Jahre früher als ursprünglich geplant erfolgen soll. Kurzfristig soll aber angesichts der Energiekrise in der Folge des russischen Einmarsches in der Ukraine mehr Kohle abgebaggert werden.
Am Donnerstag waren in dem Weiler Bagger beim Abriss von Buden und Baumhäusern zu sehen. Polizisten trugen Menschen aus den besetzten Gebäuden. Der Bundeswirtschaftsminister warb in Berlin erneut für Verständnis für die Räumung des Dorfes, unter dem Braunkohle abgebaggert werden soll.

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