Die vor dem Landgericht Itzehoe angeklagte ehemalige Sekretärin des Konzentrationslagers Stutthof ist nach ihrer Flucht am Donnerstag gefasst worden.
Video Prozess mit Hindernissen

Vor dem Landgericht Itzehoe in Schleswig-Holstein sollte am Donnerstag eigentlich ein Prozess gegen eine mutmaßliche Täterin aus der NS-Zeit beginnen. Die heute 96-Jährige ist wegen Beihilfe zum Mord in mehr als 11.000 Fällen angeklagt. Doch zum Prozess ist die Frau nicht erschienen. Beamte wollten die Angeklagte am Donnerstagmorgen aus ihrem Pflegeheim in Quickborn abholen und zum Gerichtssaal nach Itzehoe bringen. Doch die Frau war nicht dort. Gerichtssprecherin Frederike Milhoffer. "Es ist rechtlich nicht zulässig, die Anklage in Abwesenheit der Angeklagten zu verlesen. Die Angeklagte hat sich heute Morgen, am frühen Morgen, von ihrem Wohnsitz aus, an einen unbekannten Ort begeben. Aufgrund dieser Flucht hat die Kammer einen Haftbefehl erlassen." Später sagte Milhoffer, die Angeklagte sei gefunden worden und werde jetzt dem Gericht vorgeführt. Dabei solle ihre Hafttauglichkeit geprüft werden. Die Angeklagte hatte 1943 bis 1945 im KZ Stutthof bei Danzig als Schreibkraft gearbeitet. Damals war sie 18 beziehungsweise 19 Jahre alt. Dort soll die Sekretärin in der Kommandantur von den Vorgängen im Lager gewusst haben. Die Ermittlungen zu dem Fall seien überaus kompliziert gewesen, sagt Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow: "Ziel der Ermittlungen war die Klärung der Frage, welchen strafrechtlich relevanten Beitrag die Angeklagte zum Funktionieren des Konzentrationslagers Stutthof geleistet hat. Es war also zu klären, wie sie in ihrer Funktion das Lager am Laufen gehalten hat und den Betrieb mit unterstützt hat. Der nächste Verhandlungstag ist für den 19. Oktober vorgesehen.