Er wurde auf frischer Tat ertappt: Dr. Giovanni M. war gerade dabei, sich in einem Hotelzimmer zu entkleiden, um mit einer hübschen Patientin ins Bett zu steigen, als das Kamerateam den Raum betrat. M. war in eine Falle eines Investigativ-Formats getappt, die junge Frau war eine Schauspielerin. Und sie hatte ihn dazu bewegt, genau das zu tun, was andere Frauen ihm vorgeworfen hatten: M. hatte versprochen, mit seinem Penis Krebs heilen zu können.
Auf den übergriffigen Arzt war das Team des Investigativ-Formats "Le Iene" (die Hyänen) nach einer Beschwerde einer Patientin aufmerksam geworden. Anna Maria, 33, hatte den 68-jährigen Gynäkologen besucht, weil sie Probleme hatte, schwanger zu werden. Schon beim ersten Versuch habe sie den Arzt unprofessionell gefunden, berichtete sie "La Repubblica". Er habe ihr ohne Erklärung an die Brust gefasst und erzählt, dass er kleine Brüste bevorzuge. Als sie in seine Praxis zurückkehrte, um die Ergebnisse eines von ihm empfohlenen Tests auf das krebsauslösende Humane Papillomvirus zu erhalten, kam der Schock: Er bot ihr an, ihre vermeintliche Krebserkrankung zu heilen – indem er Sex mit ihr haben würde. Anna Maria, die das Gespräch auf Raten eines Rechtsanwaltes aufgezeichnet hatte, fiel aus allen Wolken. Und schickte die Aufzeichnung an "Le Iene".
Ungeschützter Sex als Wunderheilung
Das Investigativ-Magazin zögerte nicht lange. Mit ihrem Lockvogel gelang es den Journalisten schnell, Kontakt zu dem Arzt herzustellen. Der lies nicht lange auf seine Masche warten. Er habe weiße Flecken auf ihrem Gebärmutterhals entdeckt, sagte er der engagierten Schauspielerin, es könnte ein Zeichen für Krebs sein. Zum Glück kenne er eine Heilmethode: Sie müsse mit einem "geimpften" Mann Sex haben, um selbst immunisiert zu werden, so der Arzt. Und pries sich gleich selbst an. Im Hotel wiederholte er die Behauptung, betonte auf die Frage nach Verhütung, dass dann keine seiner Antikörper übertragen würden. Der Sex müsse ungeschützt geschehen, damit seine "Zauberflöte" ihre Wirkungen haben könne. "Ich habe so schon viele Frauen vor Krebs geschützt, alle, mit denen ich Kontakt hatte, waren danach negativ", prahlte er noch, bevor sich schließlich die Tür öffnete.
Mittlerweile wurde der Arzt verhaftet, berichten mehrere Medien übereinstimmend. Ihm wird vorgeworfen, seine Patientinnen sexuell genötigt zu haben. Mindestens 15 weitere betroffene Frauen sollen sich seit Bekanntwerden des Falles bei der Polizei gemeldet haben. Nicht alle waren zu einer Anzeige bereit, weil sie negative Folgen für sich selbst fürchteten. Auch eine Ärztin in Ausbildung hat die Vorwürfe bestätigt, sie hatte Repressionen durch den Arzt befürchtet und deshalb vorher geschwiegen.

Der Arzt selbst scheint sich keiner Schuld bewusst zu sein. "Ich mache das für meine Studien, um Leuten zu helfen", hielt er bereits dem Kamerateam entgegen. Über seinen Anwalt lies er gegenüber Medien zudem ausrichten, er habe "im Zeitraum von 40 Jahren Hunderte Frauen erfolgreich behandelt und nur eine alternative Behandlung angeboten, die nachweislich Ergebnisse liefert." Er habe zudem nie Frauen zu Handlungen gezwungen und ihnen stets die Wahl gelassen, betonte er. Ob ihn das vor Strafe schützt wird sich zeigen: Die Staatsanwaltschaft hat eine Ermittlung gegen ihn angeordnet. Auf den Arzt dürfen sie nicht als Quelle der Aufklärung hoffen: Nach Angaben der Ermittler hat er bei einer Befragung die Aussage verweigert.
Quellen:Bari Today, "La Repubblika", "Le Iene"