Auf "Titanic"-Expedition verschollen US-Navy registrierte Implosion der "Titan" bereits am Sonntag – Küstenwache will Suchaktion beenden

der Chef der US-Küstenwache im Nordosten der USA, John Mauger, am Donnerstag (Ortszeit) in Boston
Der Chef der US-Küstenwache im Nordosten der USA, John Mauger, am Donnerstag (Ortszeit) in Boston
© EPA/CJ GUNTHER
Die Anstrengungen der Rettungsmannschaften waren vergebens. Bei den auf dem Grund des Atlantiks gefundenen Trümmern handelt es sich um Teile des vermissten Tauchboots "Titan". Die fünf Insassen leben wahrscheinlich schon seit Tagen nicht mehr.

Die Hoffnung war vergebens. Bei den am Donnerstagnachmittag (MESZ) auf dem Grund des Atlantiks gefundenen Trümmern handelt es sich laut Experten zweifelsfrei um Teile des seit Tagen verschollenen Tauchboots "Titan". Das teilte die US-Küstenwache nach einer Begutachtung der Entdeckung durch Experten auf einer Pressekonferenz mit. Es besteht damit keine Hoffnung mehr, die fünf Insassen des Expeditions-Tauchboots lebend zu finden. Die Küstenwache geht von deren Tod aus. Das Tauchboot sei implodiert.

Auch die Betreiberfirma Oceangate bestätigte kurz zuvor in einer Stellungnahme, dass die fünf Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen sind. "Wir gehen jetzt davon aus, dass unser CEO Stockton Rush, Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman, Hamish Harding und Paul-Henri Nargeolet tragischerweise ums Leben gekommen sind", heißt es in der Stellungnahme. Die Männer seien wahre Abenteurer gewesen, die eine große Leidenschaft für die Erforschung und den Schutz der Weltmeere gehabt hätten. "Wir trauern um die verlorenen Leben und die Freude, die sie allen, die sie kannten, im Leben gemacht haben." Es sei eine extrem traurige Zeit für die Angestellten, die sehr über den Verlust der Menschenleben trauern würden. 

"Titan"-Insassen sind tot

Zum Zeitpunkt der Implosion konnte die US-Küstenwache bislang keine Angaben machen. Dafür sei es "zu früh", sagte ein Vertreter der Behörde auf der Pressekonferenz. Sonarbojen hätten in den vergangenen 72 Stunden aber kein "katastrophales Ereignis" wahrgenommen. "Ich weiß, dass es eine Menge Fragen dazu gibt - wie, warum und wann genau das passiert ist", sagte der Chef der US-Küstenwache im Nordosten der USA, John Mauger. Unterdessen berichteten US-Medien, dass ein akustisches Unterwassererkennungssystem der US-Navy die Implosion wohl bereits am Sonntag registriert hatte.

Ein unbemanntes ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug war den Angaben nach zuvor auf ein Trümmerfeld 500 Meter vor dem Bug des in 3800 Metern Tiefe liegenden Wracks der "Titanic" gestoßen (der stern berichtete). Dieses wollten die fünf Personen an Bord erkunden, ehe am vergangenen Sonntag der Kontakt der Tauchkapsel zum Mutterschiff abgerissen und sie verschollen war. Seither befanden sich Suchmannschaften in einem Wettlauf gegen die Zeit. Es wurde vermutet, dass die Sauerstoffreserven an Bord des Gefährts an diesem Donnerstag zur Neige gehen. Insgesamt seien fünf große Trümmerteile entdeckt worden. Sie deuteten auf einen Kollaps der Druckkammer hin.

Auf die Frage, ob die Leichen der Besatzung gefunden werden könnten, gab es noch keine Antwort. Es handle sich in der Gegend des "Titanic"-Wracks um eine "unglaublich unversöhnliche Umgebung", teilte die Küstenwache mit. Bei den Toten handelt es sich um den Oceangate-Chef und Tauchboot-Piloten Stockton Rush (61), den britischen Milliardär und Abenteuer Hamish Harding (58), den britisch-pakistanischen Geschäftsmann Shahzada Dawood (48), dessen Sohn Suleman (19) und den "Titanic"-Forscher Paul-Henri Nargeolet (77). Die US-Küstenwache sprach den Angehörigen und Freunden ihr Beileid aus und von einem "katastrophalen Verlust".

Nargeolet, der auch "Monsieur Titanic" genannt wurde, galt als einer der führenden Experten für das Wrack des Luxusliners. "Sein zweites Zuhause war das Meer, er fühlte sich dort so wohl", sagte sein Stiefsohn John Paschall dem Sender CBS News. "Ich denke, es bedeutet sehr viel, dass er seine letzten Momente in der Nähe eines Ortes verbracht hat, die ihm so viel bedeutet hat."

Die Familie von Harding, der mehrere Guinness-Weltrekorde hielt und bereits ins All gereist war, teilte mit: "Was er in seinem Leben erreicht hat, war wirklich bemerkenswert, und wenn wir aus dieser Tragödie einen kleinen Trost schöpfen können, dann ist es, dass wir ihn bei dem, was er liebte, verloren haben."

Suchaktion wird beendet

Die US-Küstenwache will nun ihre Suche zurückfahren. "Wir werden im Laufe der nächsten 24 Stunden damit beginnen, Personal und Schiffe vom Unfallort abzuziehen", hieß es in Boston. Die Operationen auf dem Meeresboden werden jedoch bis auf Weiteres fortgesetzt. Im Moment konzentriere man sich darauf, den Ort zu dokumentieren. Die Daten würden analysiert.

Im Einsatzgebiet rund 700 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland hatten Trupps aus den USA und Kanada mit Hilfe weiterer Länder eine großangelegte Suche sowohl an der Wasseroberfläche als auch in der Tiefe des Ozeans gestartet. Im Einsatz waren Schiffe, Flugzeuge, Tauchroboter und andere Spezialausrüstung.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert.

Quellen: U.S. Coast Guard, Oceangate, Nachrichtenagenturen DPA und AFP Oceangate

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos