Air-France-Flug 447 Airbus will Zeitung wegen Verleumdung verklagen

Über die Ursache des Absturzes der Air-France-Maschine kursieren die verschiedensten Gerüchte. Nun berichtet die französische Zeitung "Le Figaro", eine Panne der Messgeräte sei "zweifellos" die Ursache gewesen. Airbus reagierte prompt und kündigte eine Verleumdungsklage an.

Die französische Zeitung "Le Figaro" geht in einem aktuellen Bericht fest davon aus, dass das Versagen der Sonden zur Geschwindigkeitsmessung zum Absturz des Air-France-Airbus in den Atlantik geführt habe. "Panne der Geschwindigkeitsmesser zweifellos Ursache des fatalen Ablaufs", titelt das Pariser Blatt am Donnerstag. "Airbus schließt nicht aus, seine Flotte von 1000 A330 und A340 festzusetzen, um die Messgeräte auszutauschen." Airbus kündigte daraufhin umgehend eine Klage gegen diese "klare Rufschädigung" an. Der Bericht sei "Blödsinn".

"Wir werden rechtliche Schritte gegen die unverantwortliche Berichterstattung einleiten", sagte Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath in Paris. "Es ist völlig ungeklärt, was zu dem Absturz geführt hat. Die Daten erklären den Unfall nicht." Die sogenannten Pitot-Sonden zur Geschwindigkeitsmessung würden von zwei Herstellern in drei Standards angeboten. Beim derzeitigen Kenntnisstand könnten die Flugzeuge mit allen Standards beider Hersteller weiterfliegen. Auch die Europäische Flugsicherheitsbehörde Easa habe die Sicherheit der Langstreckenflugzeuge gerade bestätigt.

Bei dem Absturz des A330-200 der Air France waren am Pfingstmontag alle 228 Insassen ums Leben gekommen. Das Flugzeug war auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris in der Nacht in ein schweres Unwetter geraten. In den letzten Minuten sandte die Maschine automatisch 24 Fehlermeldungen zum Wartungszentrum. Darunter waren der Hinweis auf widersprüchliche Geschwindigkeitsangaben der drei Pitot-Sonden und die Abschaltung des Autopiloten. Bei einigen Meldungen ist nicht klar, ob sie Handlungen der Piloten, Ausfälle oder automatische Reaktionen der Geräte zeigen. Andere Meldungen etwa zu den Toiletten sind völlig irrelevant.

"Die Daten legen nicht nahe, dass es einen Totalverlust der Stromversorgung gegeben hat", sagte Schaffrath. Schließlich habe das Flugzeug Fehlermeldungen gesandt. "Auch der von einigen gemeldete Totalausfall der Instrumente im Cockpit ist nicht bestätigt." Es gebe noch viele Fragezeichen. "Wir haben noch nicht einmal die Flugschreiber gefunden. Wir wissen nicht, was vor und was nach der Anzeige 'unzuverlässige Geschwindigkeit' geschah."

Aufklärung können möglicherweise die beiden Flugschreiber bringen, die alle technischen Daten sowie die Gespräche der Piloten aufzeichnen. Sie liegen vermutlich in mehreren Kilometern Tiefe auf dem Grund des Atlantiks. Das französische Atom-U-Boot "Emeraude" versucht seit Mittwoch in dem Absturzgebiet, die Flugschreiber zu orten. Die Erfolgschancen werden aber nicht als hoch eingeschätzt. Bisher wurden von den Bergungsmannschaften nur Dutzende Leichen und zahlreiche Trümmerteile aus dem Wasser gezogen.

Satellitenbilder sollen darauf hindeuten, dass das Flugzeug in einen extrem heftigen Sturm geraten war, bei dem die Temperatur unter minus 80 Grad fiel. Die Ermittler schließen auch einen Anschlag noch nicht völlig aus. Der französische Geheimdienst überprüfe zwei verdächtige Insassen des Flugzeuges, berichtete die Nachrichtenseite lexpress.fr am Mittwoch. Zwei Passagiere trügen Namen von Personen, die Verbindung zu islamistischen Terroristen hätten. Jetzt müsse geklärt werden, ob es sich um harmlose Namensvetter handele.

DPA
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