"Sehr ernster Vorgang" Hamburger Polizei verhinderte offenbar Terroranschlag in der Hansestadt

Hamburgs Innensenator Grote
"Sehr, sehr ernste Situation": Hamburgs Innensenator Andy Grote spricht über einen verhinderten Terroranschlag in der Hansestadt.
© Georg Wendt / DPA
Hamburg ist offenbar Ende August einem Terroranschlag entgangen. Dies gaben Hamburgs Polizei und Innensenator Grote bekannt. Es habe sich um einen "sehr, sehr ernsten Vorgang" gehandelt, so Grote.

Die Polizei in Hamburg hat womöglich einen islamistischen Anschlag verhindert. In einer Wohnung im Stadtteil Jenfeld seien im November "diverse Substanzen und Gegenstände" gefunden worden, die für die Herstellung von Schwarzpulver und zum Bau eines Sprengsatzes geeignet gewesen wären, erklärte die Polizei am Freitag. Damals hatten die Ermittler demnach bereits seit längerer Zeit einen Verdächtigen im Visier. Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) sprach während einer Pressekonferenz am Freitag von einem "sehr, sehr ernsten Vorgang".

Am 26. August sei ein 20 Jahre alter Deutschmarokkaner vorläufig festgenommen worden, der versucht haben soll, im Darknet eine scharfe Schusswaffe und eine Handgranate zu kaufen, heißt es weiter. Der Staatsschutz hatte von diesem Kaufversuch erfahren, Spezialeinsatzkräfte nahmen den jungen Mann fest. Einen Tag später erging ein Haftbefehl gegen den 20-Jährigen. Ermittlungen hätten außerdem Hinweise darauf gegeben, dass er zwar in Wismar gemeldet sei, sich aber bei seinen Eltern in Hamburg aufhielt.

Unterlagen zur Herstellung von Waffen beschlagnahmt

Schon am 26. August seien beide Wohnungen durchsucht worden, erklärte die Polizei weiter. Dabei seien unter anderem Propagandavideos islamistischer Gruppen und Unterlagen zur Herstellung von Waffen beschlagnahmt worden. Die Ermittlungen hätten außerdem ergeben, dass der 20-Jährige sich im Internet Anleitungen zum Bau einer Bombe angesehen habe. Darum habe die Zentralstelle Staatsschutz der Generalstaatsanwaltschaft Hamburg das Verfahren übernommen.

Wenig später hätten die Ermittler herausgefunden, dass der Beschuldigte auch die auf seinen Cousin gemeldete Wohnung in Jenfeld nutzte. Dort wurden die Materialien gefunden, die zum Bombenbau geeignet waren – je ein Kilogramm Schwefel und Kaliumnitrat, ein halbes Kilogramm Kohlepulver, mehrere hundert Schrauben und Muttern sowie Elektrodrähte.

Vater des Verdächtigen hatte Verbindungen zu Al Kaida

Nach weiteren Ermittlungen im Umfeld habe der Staatsschutz 17 Durchsuchungsbeschlüsse bei nicht verdächtigen Bekannten des 20-Jährigen in verschiedenen Bundesländern erwirkt. Die Wohnungen der Betreffenden seien am Mittwoch durchsucht worden. Dabei seien Beweismittel wie Smartphones, Computer und Datenträger beschlagnahmt worden. Derzeit berate der Staatsschutz mit dem Generalbundesanwalt, ob dieser "vor dem Hintergrund neuer Erkenntnisse" das Verfahren übernehmen könne, hieß es weiter.

Der Vater des Festgenommenen soll nach Informationen des "Spiegel" früher Kontakte zu einem Informanten des ehemaligen Al-Kaida-Führers Osama bin Laden gehabt haben. Der Mann soll zudem Mitverantwortlicher der inzwischen geschlossenen Hamburger Al-Quds-Moschee gewesen sein, aus deren Umfeld einer der Todespiloten der 9/11-Anschläge in New York stammte.

Grote: "Erhebliche Zerstörungskraft"

Andy Grote stellte heraus, dass es sich um einen Vorgang gehandelt habe, "den wir so noch nicht hatten". Die potenzielle Sprengkraft der sichergestellten Chemikalien sei geeignet gewesen, mindestens im Nahbereich "erhebliche Zerstörungen" zu verursachen, so der SPD-Politiker. Die Sicherheitsbehörden gehen nun davon aus, dass keine konkrete Gefahr mehr bestehe, hieß es.

AFP
dho

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