Czeslawa Kwoka war 14 Jahre alt, als Einheiten der deutschen Ordnungspolizei und der SS Ende November 1942 in ihr Dorf in Polen kamen und alle Bewohner verhafteten. Ziel der Aktion war es, Platz für deutsche Siedler zu schaffen. Kwoka und ihre Mutter Katarzyna kamen zunächst in das Umsiedlungslager Zamość. Dort wurden sie einer Gruppe zugeteilt, die in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurde.
Und dort entstanden auch die weltberühmten Bilder des KZ-Fotografen Wilhelm Brasse, der selbst Gefangener war und alle neuen Häftlinge fotografieren musste. Die Aufnahmen von Kwoka wurden nun koloriert und vom Auschwitz-Museum auf Twitter veröffentlicht. Dass sie heute noch berühren und durch die Kolorierung eine neue Qualität erhalten, beweisen die Reaktionen im Netz: die Fotografien wurden weltweit geteilt.
Die neuen Bilder sind das Werk der brasilianischen Fotografin Marina Amaral, die sich auf die Kolorierung von historischen Aufnahmen spezialisiert hat. Es sei viel einfacher, mit den Menschen mitzufühlen, wenn man sie in Farbe sehe, sagte Amaral der "BBC" über ihre Arbeit an den Bildern von Kwoka. "Man kann sehen, wie sehr sie leidet, aber auch den Mut in ihren Augen."
Hinrichtung durch eine Phenolspritze in Auschwitz
In einer Film-Dokumentation über sein Leben sagte der Fotograf Wilhelm Brasse über die Entstehung der Bilder: "Ich erinnere mich sehr gut an das Bild von diesem Mädchen, weil es noch so jung aussah. Das Mädchen. So entwaffnend, als Mädchen, als Gefangene, die ein Kopftuch trug. Sie sah noch gut aus, nicht abgemagert. Immer wieder wurden spezielle Nummern aufgerufen. Aber auf Deutsch. Und dieses Mädchen hat einfach nicht verstanden, was da vor sich ging und was zu ihr gesagt wurde. Und dann hat diese Aufseherin … ich sah dies in mehreren Fällen ... mit einem Stock zugeschlagen, sie ins Gesicht geschlagen ... ."

Wie genau Czeslawa Kwoka das Martyrium in Auschwitz verbrachte, ist ungewiss. Ihre Mutter starb am 18. Februar 1943. Am 12. März folgte Kwoka ihr in den Tod. Als offizielle Todesursache wurde starke Abmagerung in Kombination mit einer Magen-Darm-Entzündung angegeben, tatsächlich aber wurde sie durch eine Phenolinjektion mitten ins Herz ermordet.
Hunderte von polnischen Kindern aus Zamość und Umgebung starben auf diese Weise. Sie waren aber nur ein kleiner Teil der etwa 230.000 Kinder, die nach Auschwitz deportiert wurden. Die Mehrzahl von ihnen überlebte nicht.