Vertrieben: Die Petrosyans, beide im Rentenalter, und ihr auf den Rollstuhl angewiesener Sohn haben Bergkarabach nach der Eroberung durch aserbaidschanische Truppen verlassen. Ihre Zukunft? Ungewiss
Bergkarabach "Ich bin wütend auf die ganze Welt" – Familie berichtet von ihrer dramatischen Flucht

Sehen Sie im Video: Familie berichtet von ihrer Flucht aus Bergkarabach.
Albert Petrosyan aus Bergkarabach schnallt den Rollstuhl seines Sohnes und ein paar Taschen auf dem Dach seines alten Autos fest. Vor ihm und seiner Familie liegt eine weitere Etappe ihrer Flucht. Nur eine Nacht haben sie hier in einem Hotel in der armenischen Stadt Goris verbracht. Die drei gehören zu den mehr als 70.000 ethnischen Armeniern, die nach der Eroberung durch aserbaidschanische Truppen bisher aus Bergkarabach geflohen sind. Was haben Albert und seine Familie erlebt? "Wir fuhren zwei Tage lang. Meine Frau, meine Tochter und mein Sohn waren bei mir. Mein Schwiegersohn und meine Enkelkinder saßen im anderen Auto. Sie sind jetzt in der Nähe von Sevan an der Grenze zu Aserbaidschan. Ich weiß nicht, wie es ihnen geht." Der Präsident von Aserbaidschan, Ilham Aliyew, hat zwar versprochen, die christlichen Armenier in Bergkarabach zu schützen, doch das tief verwurzelte Misstrauen gegenüber muslimischen Aserbaidschanern, das auch Albert beschreibt, bringt Zehntausende dazu, die Region zu verlassen. "Wir können nicht mit den Azeris leben. Das ist unmöglich. Sie sind ein Turk-Volk." Albert, seine Frau Geghetsik und ihr Sohn Agasi wollen nach Jerewan, in die Hauptstadt Armeniens. Und doch: "Wir haben ein Haus gebaut in Stepanakert, und zwar so, dass es für ihn passte. Jetzt wissen wir nicht, wo wir leben werden. Ich keine Wohnung finden, die gut für unseren Sohn wäre. Was soll ich sagen? Ich bin wütend auf die ganze Welt, weil sie einfach still zusieht und nichts tut." Die letzten zehn Monate, der Krieg um Bergkarabach, waren hart für Albert und seine Familie. Die Regale in den Läden waren leer. Nach und nach wuchs der Gedanke an Flucht. Bergkarabach ist völkerrechtlich gesehen ein Teil von Aserbaidschan, wurde bisher aber hauptsächlich von ethnischen Armenien wie den Petrosyans bewohnt. Nun soll die Region zum ersten Januar 2024 aufgelöst werden. Albert und seine Familie werden dies in der Fremde erleben, fern ab ihrer Heimat.
Albert Petrosyan aus Bergkarabach schnallt den Rollstuhl seines Sohnes und ein paar Taschen auf dem Dach seines alten Autos fest. Vor ihm und seiner Familie liegt eine weitere Etappe ihrer Flucht. Nur eine Nacht haben sie hier in einem Hotel in der armenischen Stadt Goris verbracht. Die drei gehören zu den mehr als 70.000 ethnischen Armeniern, die nach der Eroberung durch aserbaidschanische Truppen bisher aus Bergkarabach geflohen sind. Was haben Albert und seine Familie erlebt? "Wir fuhren zwei Tage lang. Meine Frau, meine Tochter und mein Sohn waren bei mir. Mein Schwiegersohn und meine Enkelkinder saßen im anderen Auto. Sie sind jetzt in der Nähe von Sevan an der Grenze zu Aserbaidschan. Ich weiß nicht, wie es ihnen geht." Der Präsident von Aserbaidschan, Ilham Aliyew, hat zwar versprochen, die christlichen Armenier in Bergkarabach zu schützen, doch das tief verwurzelte Misstrauen gegenüber muslimischen Aserbaidschanern, das auch Albert beschreibt, bringt Zehntausende dazu, die Region zu verlassen. "Wir können nicht mit den Azeris leben. Das ist unmöglich. Sie sind ein Turk-Volk." Albert, seine Frau Geghetsik und ihr Sohn Agasi wollen nach Jerewan, in die Hauptstadt Armeniens. Und doch: "Wir haben ein Haus gebaut in Stepanakert, und zwar so, dass es für ihn passte. Jetzt wissen wir nicht, wo wir leben werden. Ich keine Wohnung finden, die gut für unseren Sohn wäre. Was soll ich sagen? Ich bin wütend auf die ganze Welt, weil sie einfach still zusieht und nichts tut." Die letzten zehn Monate, der Krieg um Bergkarabach, waren hart für Albert und seine Familie. Die Regale in den Läden waren leer. Nach und nach wuchs der Gedanke an Flucht. Bergkarabach ist völkerrechtlich gesehen ein Teil von Aserbaidschan, wurde bisher aber hauptsächlich von ethnischen Armenien wie den Petrosyans bewohnt. Nun soll die Region zum ersten Januar 2024 aufgelöst werden. Albert und seine Familie werden dies in der Fremde erleben, fern ab ihrer Heimat.