Angesichts der gewaltsamen Proteste gegen UN-Truppen hat Haitis Präsident René Préval die Bevölkerung zur Ruhe aufgerufen. "Unordnung und Instabilität haben noch nie in einem Land, das harte Zeiten durchmacht, zu Lösungen geführt", erklärte Préval am Dienstag (Ortszeit). Es gebe Gruppen, die versuchten, die Cholera-Epidemie und Naturkatastrophen wie das Erdbeben im Januar zu missbrauchen, um Unruhe zwischen den Behörden, der Bevölkerung und den in Haiti stationierten Blauhelmsoldaten zu schüren. Wer Flaschen werfe oder Barrikaden aus brennenden Reifen errichte, verhindere aber, dass Kranke mit den notwendigen Medikamenten versorgt werden könnten.
"Der einzige Weg, der Cholera begegnen zu können, ist, die Solidarität mit den nationalen Behörden und der internationalen Gemeinschaft aufrechtzuerhalten", ergänzte Préval. In mehreren Städten kam es am Dienstag den zweiten Tag in Folge zu Zusammenstößen zwischen jungen Demonstranten und Blauhelmsoldaten. In der nordhaitianischen Stadt Cap-Haitien warfen Jugendliche Steine und Flaschen auf UN-Fahrzeuge. Die Demonstranten werfen den nepalesischen Blauhelmen vor, den Cholera-Erreger eingeschleppt zu haben. Am Montag waren bei den Protesten zwei Menschen ums Leben gekommen.
Die Cholera war Mitte Oktober in dem verarmten Karibikstaat ausgebrochen. Ein erster Krankheitsfall wurde inzwischen auch in der benachbarten Dominikanischen Republik gemeldet. Ein an Cholera erkrankter Haitianer werde in einem Krankenhaus des Landes behandelt, sagte der dominikanische Gesundheitsminister Bautista Rojas. Haiti und die Dominikanische Republik teilen sich die Insel Hispaniola. Die dominikanische Regierung hatte in den vergangenen Wochen strenge Maßnahmen ergriffen, um einen Ausbruch der extrem ansteckenden Krankheit zu verhindern. In Haiti starben inzwischen mehr als tausend Menschen an der Cholera.