Meinung Der Stromausfall kann sich warm anziehen – ich bin seit Jahren Prepper

Nicht nur etwas für Prepper: Ein gefüllter Voratsschrank
Früher die Domäne von Preppern, ist die Bevorratung für Notfälle inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auch bei mir
© Imago Images
Prepper wurden früher belächelt. Vorräte anlegen für den Ernstfall galt als überdreht. Doch die Zeiten sind vorbei. Auch ich sorge vor – nicht nur mit Lebensmitteln.

Dieser Artikel wurde zuerst Mitte Oktober 2022 veröffentlicht. Wegen des landesweiten Stromausfalls in Spanien Anfang dieser Woche haben wir ihn leicht angepasst und publizieren ihn an dieser Stelle erneut.

An die Generalprobe im Oktober 2022 erinnere ich mich noch gut: Ich saß mit meinem Kurbelradio in der Küche und kurbelte. Und siehe da – nach ein paar Minuten gab das Gerät Geräusche von sich und spielte knarzend einen Popsong von Sting. Der Klang war blechern. Doch darauf kommt es nicht an. Denn die Frage war: Hält das Radio, was es verspricht und funktioniert auch ganz ohne Strom aus der Steckdose?

Die beruhigende Antwort lautet: Ja. Legt man es in die Sonne, funktioniert es sogar mit Solarenergie. Und ein Handy aufladen kann das Radio auch.

Das multifunktionale Kurbelradio ist seit gut zweieinhalb Jahren ein Teil meiner Vorsorge-Strategie gegen mögliche Stromausfälle, von denen immer wieder die Rede ist und der sich nun in Spanien tatsächlich großflächig ereignete.

Und dass mir jetzt niemand das kleine Radio unterschätzt: Denn bei einem Blackout sind Informationen wichtig. Man will schließlich aus den Nachrichten erfahren, dass der Strom großflächig ausgefallen ist. Oder zur Beruhigung Sting hören.

Ich werde nie wieder abfällig über Prepper denken. Versprochen

Noch bis vor wenigen Jahren war ich nicht so der Vorsorgetyp und warf Dinge lieber weg, anstatt sie zu horten. Und auch ich habe früher auf Prepper – also Menschen, die sich mit allen möglichen Vorräten gegen alle möglichen Katastrophen rüsten – etwas belustigt herabgeschaut. 

Aber schon Corona veränderte meine Sichtweise. Hatten wir nicht alle noch kurz vor dem ersten Lockdown daran gezweifelt, dass es möglich war, eine ganze Bevölkerung zu wochenlangem Stubenarrest zu verdonnern? Situationen, die man früher als komplett unwahrscheinlich angesehen hat, scheinen seit der Pandemie-Erfahrung plötzlich möglich.

Damals, während der Corona-Lockdowns, habe ich mich geweigert, Klopapier zu horten. Und wirklich dringend gebraucht hat es seinerzeit wohl niemand in großen Mengen.

Doch inzwischen und in der Nachbetrachtung liegt der Fall etwas anders. Es geht nicht darum, etwas zu hamstern. Sondern um Vorsorge. Für eine mögliche Notlage habe ich Wasser in Flaschen, Reis, Nudeln, Schokolade, Konserven (sogar Pfirsiche in Sirup), einen Schlafsack, Teelichter und Grillkohle.

Mein ganzer Stolz: ein Päckchen Streichhölzer

Stolz bin ich auf mein Päckchen Streichhölzer. Zuvor hatte ich zuletzt eines besessen, als ich mit 15 heimlich selbstgedrehte Zigaretten rauchte. Eine Viertelstunde musste ich im Herbst 2022 die Regale in der Drogerie absuchen, bevor ich die Streichholz-Packung gefunden hatte. Aber seitdem liegt sie zusammen mit den anderen Dingen in meinem Blackout-Prepper-Schrank.

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Ich bin nicht die Einzige, die sich so ihre Gedanken macht. Auch unter Nachbarn und im Bekanntenkreis wird die Bevorratung immer mal wieder diskutiert. Nur eine Freundin konnte dem Thema bislang überhaupt nichts abgewinnen. Sie habe "noch aus der Pandemie eine Dose Kidneybohnen", sagte sie. Womit die Debatte für sie erledigt war.

Bei einem größeren Stromausfall, den wir hoffentlich niemals erleben werden, der aber durch die Lage in Spanien wieder in den Fokus gerückt ist, wird sie froh über diese Konserve sein. 

Oder sie kommt mich dann besuchen und wir futtern gemeinsam Pfirsiche in Sirup aus der Dose – und hören Radio.

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