Drogenkriminalität Französische Städte verhängen Ausgangssperren für Jugendliche

Das Drogenmilieu im Visier: Polizisten laufen durch eine Straße in Nîmes
Das Drogenmilieu im Visier: Polizisten laufen durch eine Straße in Nîmes, nachdem ein Kind und ein Teenager bei einer Schießerei ums Leben gekommen waren (Archivbild)
 
© Aventurier Patrick / ABACA / Imago Images
Wo mit Drogen gehandelt wird, ist auch die Gefahr nicht weit. Besonders Kinder und Jugendliche nehmen Händler ins Visier. Politiker in ganz Frankreich ziehen nun Konsequenzen.

Um bewaffnete Kämpfe zwischen Drogenbanden einzudämmen, gilt im südfranzösischen Nîmes ab sofort eine nächtliche Ausgangssperre für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. "Dies soll Minderjährige schützen, die nichts mit dem Drogenhandel zu tun haben, aber auch Kinder, die teils mit zwölf und 13 Jahren von Drogenhändlern eingesetzt werden", sagte der Sicherheitsbeauftragte Richard Schieven. Die Maßnahme werde nur in Brennpunktvierteln gelten. Sie solle die Sicherheit für die Bevölkerung erhöhen, die Angst habe, versehentlich von Kugeln getroffen zu werden.

Auch in anderen Städten, etwa im südfranzösischen Béziers und in manchen Pariser Vorstädten, haben Bürgermeister aus unterschiedlichen politischen Lagern in diesem Sommer bereits ähnliche Ausgangssperren eingeführt. In Nîmes dürfen Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sich zwischen 21.00 Uhr und 6.00 Uhr nicht in der Öffentlichkeit aufhalten. Dies gilt zunächst für zwei Wochen, kann aber verlängert werden.

Im Hintergrund stehen häufige Gewalttaten im Drogenmilieu. Erst am Donnerstag war es zu einem Schusswechsel gekommen. Vor zwei Jahren war ein zehn Jahre alter Junge von einer Kugel getroffen worden. In Onlinediensten verbreiteten sich zudem Drohungen von Mitgliedern von Drogenbanden, etwa Videos von schwarz gekleideten Menschen, die sich am helllichten Tag mit Sturmgewehren in den Straßen von Nîmes zeigen.

Stoppen Ausgangssperren in Nîmes den Handel mit Drogen?

Der Präfekt kündigte zusätzlich zur Ausgangssperre den Einsatz von mehr Polizisten an. "Hier herrscht Angst", sagte der 63 Jahre alte Hausmeister Mohamed Ali Bedja. Seit der jüngsten Schießerei blieben ein Sozialzentrum, die Mediathek und die Apotheke geschlossen.

"Früher gab es hier mehr Angebote für Jugendliche, wir hatten keine Zeit, herumzulungern", sagte ein 33 Jahre alter Bewohner eines der von der Ausgangssperre betroffenen Viertels, der anonym bleiben wollte. "Statt einer Ausgangssperre bräuchte es mehr Geld für Freizeitangebote."

Auch eine Polizeigewerkschaft zeigte sich skeptisch über die Ausgangssperre. Dies sei "keine dauerhafte Lösung", erklärte Wissem Guesmi von der Gewerkschaft Unité. Zudem würden jugendliche Straftäter sich nicht davon abhalten lassen, auch tagsüber auf Menschen schießen.

AFP
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