Einsturz des Stadtarchivs Köln erwog Evakuierung von Teilen der Innenstadt

Knapp ein Jahr nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs mit zwei Toten haben Stadt, Feuerwehr und Verkehrsbetriebe einem Medienbericht zufolge zeitweise die Evakuierung von Teilen der Innenstadt erwogen.

Knapp ein Jahr nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs mit zwei Toten haben Stadt, Feuerwehr und Verkehrsbetriebe einem Medienbericht zufolge zeitweise die Evakuierung von Teilen der Innenstadt erwogen. Grund seien Sicherheitsbedenken beim Bau der U-Bahn-Erweiterung gewesen, die die Kölner Staatsanwaltschaft laut internen Papieren am 26. Januar an das Management der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) weitergeleitet habe, berichtete der "Spiegel" am Freitag.

Einem Sitzungsprotokoll zufolge habe die Stadtspitze am 28. Januar mit Fachleuten großräumige Evakuierungen um den Waidmarkt vorbereiten lassen, heißt es in dem Bericht. Nach weiteren Prüfungen durch Sachverständige sei der Notfallplan aber fallengelassen worden. In der Nähe des Waidmarkts war Anfang März 2009 das Stadtarchiv eingestürzt. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben, zahlreiche wertvolle Archivalien wurden verschüttet. Ob das Unglück mit Mängeln beim U-Bahnbau zusammenhängt, ist unklar.

Am Donnerstag hatte die Stadt Köln Mängel beim Bau der U-Bahn eingeräumt. So sollen in der innerstädtischen Baugrube Heumarkt zum Teil nur 17 Prozent der vorgesehenen Stahlbügel verbaut worden sein. Auch an den Baustellen Waidmarkt und am Rathaus müsse ein unzureichender Einbau von Stahlbügeln befürchtet werden, hieß es. Einsturzgefahr bestehe aber nicht.

Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass Mess- und Statikdokumente für den Bau von Stützwänden nicht nur bei der U-Bahn-Baustelle am Waidmarkt, sondern auch am Rathaus und am Heumarkt manipuliert worden sein könnten. Sie seien mehrfach auf identische Messprotokolle für verschiedene Abschnitte der Stahlbetonwände gestoßen, berichtete der "Spiegel". Möglicherweise könnten einzelne Stützwände nicht tief genug ins Erdreich eingebracht oder nicht ordnungsgemäß verankert worden sein. Interne Dokumente nährten zudem den Verdacht, dass notwendige Eisenverankerungen eingespart und an Schrotthändler verkauft worden seien.

AFP
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