Noch immer ist die Ursache des massiven Fischsterbens in der Oder nicht gefunden. Polens Regierung vermutet, dass der Fluss mit Chemie-Abfällen vergiftet wurde. "Es ist wahrscheinlich, dass eine riesige Menge an chemischen Abfällen in den Fluss gekippt wurde, und das in voller Kenntnis der Risiken und Folgen", sagte Regierungschef Morawiecki bereits am Freitag. Die polnische Polizei hat eine Belohnung von umgerechnet 210.000 Euro für die Aufklärung ausgesetzt.
Medien nehmen nun eine Papierfabrik in der Nähe des Ortes Olawa ins Visier. Doch das Unternehmen hat dies dementiert und erklärt, dass es weder Mesitylen noch Quecksilber für seine Produktion verwende. Beide Stoffe hatten zunächst im Verdacht gestanden, die Katastrophe verursacht zu haben. "Wir haben nichts damit zu tun", sagte der Fabrik-Chef der "Bild". Die Zeitung berichtet, auch flussaufwärts des Unternehmens seien tote Fische gefunden worden – das Gift hätte sich also gegen die Strömung ausbreiten müssen.
Bis zu 100 Tonnen toter Fisch – die Naturkatastrophe an der Oder in Bildern

Abwässer aus dem Bergbau schuld?
Ebenfalls im Verdacht steht das Bergbau-Unternehmen KGHM. Die polnische Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" berichtet unter Berufung auf den polnischen Abgeordneten Piotr Borys: "Zwischen dem 29. Juli und dem 10. August flossen riesige Mengen Salzwasser aus der Erzflotation und den Minen aus dem Stausee Żelazny Most des KGHM-Wasserkraftwerks in die Oder in der Nähe von Głogów." Flotation ist ein physikalisch-chemisches Trennverfahren. Das Unternehmen hat laut der Zeitung eine Genehmigung für die Wassereinleitungen. Trotz des niedrigen Wasserstandes in der Oder habe aber keine zuständige Behörde um ein Aussetzen der Einleitungen gebeten. So könnte die Salzkonzentration im Fluss auf ein für Fische tödliches Niveau angestiegen sein. Am 5. August seien die ersten Fische gestorben, am 10. August habe das Werk vorsorglich selbst die Einleitung gestoppt, berichtet die Zeitung. Allerdings liegen Oława und Głogów 170 Kilometer voneinander entfernt, sodass die Vergiftung des Flusses in diesem Bereich nicht aus dem Bergbau kommen kann.
Labor sucht Ursache des Fischsterbens
Das Landeslabor Berlin-Brandenburg (LLBB) untersucht nach Angaben des Brandenburger Umweltministeriums vom Donnerstag weiterhin Wasserproben verschiedener Tage und Messpunkte sowie Fische. Die Ursachenforschung gestalte sich auch deshalb schwierig, weil Informationen – auch von polnischer Seite - zu eventuellen Einleitungen oder konkreten Anlässen für die Umweltkatastrophe weiter fehlten, hatte das Ministerium am Mittwochabend mitgeteilt. Das Landesumweltamt nehme deshalb vorliegende Parameter wie elektrische Leitfähigkeit, Salz- und Sauerstoffgehalt als Grundlage und suche nach einer Palette möglicher Ursachen.
Laufende Untersuchungen hätten bisher keine eindeutigen Belege für eine singuläre Ursache für das Fischsterben in der Oder ergeben, teilte das Ministerium weiter mit. Bislang zeigten Analyseergebnisse keine besonders hohen Werte für Metalle wie etwa Quecksilber. Auch fischgiftige Algenarten geraten bei der Ursachenforschung nun ins Blickfeld.
Umweltexperte Johannes Giebermann sagte der "Bild": "Es ist zu befürchten, dass die Ursache nie gefunden wird."
Quellen: "Bild.de" (Bezahlinhalt), "Gazeta Wyborcza", DPA.