Bei einem schweren Brand in einem Gefängnis in Honduras sind nach Behördenangaben mehr als 350 Menschen ums Leben gekommen. Viele Insassen seien bei lebendigem Leibe in ihren Zellen verbrannt, berichteten lokale Radiosender am Mittwoch. Dutzende weitere Menschen wurden durch das Feuer in der Haftanstalt in Comayagua im Zentrum des Landes verletzt, sagte der Leiter der Strafvollzugsbehörde des mittelamerikanischen Landes am Mittwoch. "Wir holen Leichen heraus. Die Lage ist ernst." Die meisten der Opfer seien erstickt. "Es handelt sich nicht um einen Aufstand", betonte der Gefängnisleiter. Allerdings berichteten Feuerwehrleute, sie hätten nicht zum Brandherd vordringen können, da in der Haftanstalt geschossen worden sei.
Seinen Angaben zufolge brach das Feuer am Dienstagabend gegen 22.50 Uhr Ortszeit (Mittwoch, 5.50 Uhr MEZ) aus. Als mögliche Ursachen nannte der Anstaltsleiter Brandstiftung durch einen Insassen, der eine Matratze angezündet habe, oder einen Kurzschluss. Das Gefängnis von Comayagua, etwa 75 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tegucigalpa gelegen, zählt 850 Insassen. Rund 500 von ihnen konnten nach Angaben eines Polizeisprechers vor den Flammen in Sicherheit gebracht werden.
Angehörige stürmen Haftanstalt
Wütende Angehörigen forderten, über das Schicksal der Insassen informiert zu werden. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, einige Menschen warfen Steine auf die Beamten. Schließlich zogen sich die Sicherheitskräfte zurück und die Männer, Frauen und Kinder stürmten das Gefängnis.
Strafanstalten in Lateinamerika sind häufig überbelegt. Vor allem in den bitterarmen mittelamerikanischen Staaten wie Honduras gibt es in den Gefängnissen Probleme mit Gewalt zwischen verfeindeten Banden und Drogenhandel.