Es klingt eigentlich wie ein Traum: Erik und Athina Tenczar leben mit ihren drei Kindern in einem 750.000-Dollar-Haus in einer ruhigen Gegend von Kingston im US-Bundesstaat Massachusetts, umgeben von viel Grün und direkt neben dem idyllischen Indian Pond Country Club. Doch schon bald nach ihrem Einzug 2017 wurde ihr neues Heim für die Familie zum Alptraum.
Der Indian Pond Country Club ist ein Golfclub und vom Fairway des 15. Loches flogen regelmäßig verirrte Bälle auf das Grundstück der Tenczars, wie US-Medien berichten. Die kleinen weißen Geschosse landeten nicht nur in ihrem Garten, sie zertrümmerten auch Fenster verbeulten das Haus und zwangen die drei Töchter im Alter von zwei bis fünf Jahren dazu, beim Draußenspielen Fahrradhelme zu tragen.
Familie zieht gegen Golfclub vor Gericht
Innerhalb von vier Jahren hätten die Tenczars fast 700 Golfbälle auf ihrem Grundstück eingesammelt, berichtet der "Boston Globe". Zerbrochene Fenster hätten sie irgendwann gar nicht mehr repariert, sondern mit dicken Plastikplanen abgedeckt. Sogar eine Trennwand habe die Familie gebaut, um einen kleinen Teil ihrer Terrasse vor herumfliegenden Gegenständen zu schützen.
Im vergangenen Herbst sei ein Terrassengeländer von einem Golfball zerstört worden. "Wenn einer einschlägt, hört es sich an wie ein Schuss", erzählte die 36 Jahre alte Athina Tenczar der Zeitung. "Es ist sehr beängstigend." "Wir sind ständig in Aufruhr", fügte der 43-jährige Erik Tenczar hinzu. "Es ist emotional sehr anstrengend für uns."
Schließlich schlugen die Tenczars zurück und verklagten den Country Club wegen des ständigen Beschusses mit schlecht geschlagenen Bällen. "Sie dachten, sie würden ein Grundstück mit Golfplatz-Blick kaufen, aber am Ende kauften sie ein Grundstück, das Teil des Golfspiels war", sagte der Anwalt der Familie, Robert Galvin, dem US-Sender NBC News. Wenn seine Mandanten das vorher gewusst hätten, hätten sie die Immobilie nie erworben.
Nach einer sechstägigen Verhandlung vor dem Plymouth Superior Court sprachen die Geschworenen den Tenczars im Dezember 3,5 Millionen Dollar Schadenersatz zu, weil der Klub ihr Haus nicht vor den verirrten Golfbällen geschützt hatte. Mit Zinsen belaufe sich die Summe laut den Gerichtsunterlagen mittlerweile auf insgesamt 4,93 Millionen Dollar. Im März hätten die Anwälte des Country Clubs allerdings mitgeteilt, dass sie gegen das Gerichtsurteil Berufung einlegen würden, berichtet der "Boston Globe". Die Strafe sei viel zu hoch und er sei sehr zuversichtlich, dass die Entscheidung aufgehoben werde, sagte der Anwalt des Clubs, John Flemming, der Zeitung.
Die Tenczars können sich also noch nicht sicher sein, dass sie die fast fünf Millionen Dollar tatsächlich erhalten werden. Einen wichtigen Erfolg hat ihnen ihr Gang vor Gericht aber bereits beschert: Der Country Club hat seither den Abschlag für das 15. Loch neu gestaltet – und die Familie berichtete dem "Boston Globe", dass sie seit Monaten keinen Golfball mehr auf ihrem Grundstück gesehen habe.
Quellen: "Boston Globe", NBC News