Das berühmt-berüchtigte Pferderennen "Grand National" im nordenglischen Aintree hat an diesem Wochenende heftige Schlagzeilen geschrieben. Die unschöne Bilanz der diesjährigen Ausgabe des Traditionsrennens: Drei tote Pferde, 118 Festnahmen von Aktivisten – und eine neu entflammte Diskussion um die Frage: Muss das alles wirklich noch sein?
Das Grand National wird seit 1836 ausgetragen und gilt als das höchstdotierte Hindernisrennen für Pferde in Großbritannien. Zudem genießt es absoluten Volksfeststatus. So kommen nicht nur zehntausende Zuschauer zur Pferderennbahn in Aintree bei Liverpool. Im ganzen Land wetten Freunde und Kollegen auf den Ausgang der Rennen, sodass es auch eines der Events mit den höchsten Wetteinsätzen ist.
Zugleich steht das Grand National aber auch seit Jahren bei Tierschützern in der Kritik. Der Kurs gilt als äußerst gefährlich für Ross und Reiter, da die Tiere dicht an dicht über die schwierigen Hindernisse hetzen. Trotz verschiedener Maßnahmen zur Entschärfung des Kurses kommt es immer wieder zu tödlichen Stürzen von Pferden. So auch bei der aktuellen Ausgabe.
Proteste, Polizeieinsatz auf der Rennstrecke - und ein strahlender Sieger

Tierschützer stürmen Strecke, kurz darauf stirbt ein Pferd
Beim Hauptrennen am Samstag vor 70.000 Zuschauern stürzte das Pferd "Hill Sixteen" schon am ersten Zaun und brach sich das Genick. Kurz darauf starb das zehn Jahre alte Tier. Es war der dritte tödliche Unfall beim diesjährigen Aintree. Ebenfalls am Samstag, bei einem früheren Rennen, erlitt das Pferd "Dark Raven" tödliche Verletzungen. Zum Auftakt des Festivals am Donnerstag hatte bereits "Envoye Special" das gleiche Schicksal ereilt.
Unmittelbar vor dem Start des Hauptrennens, das für "Hill Sixteen" fatal endete, hatten noch Tierschützer die Strecke gestürmt, um gegen das gefährliche Spektakel zu protestieren. Die Polizei entfernte sie, das Rennen wurde mit 14 Minuten Verspätung gestartet. Insgesamt nahm die Polizei laut britischen Medien 118 Aktivisten fest, die versucht hatten, das Rennen zu stören.
Aktivisten fordern Ende des Spektakels
Abgesehen von der Aktion auf der Strecke hatten Tierschutz-Aktivisten auch eine Zufahrtsstraße blockiert, in dem sie sich an der Fahrbahn festgeklebt hatten. "Dieser schreckliche 'Sport' nimmt weiterhin Leben vor unseren Augen. Es ist Zeit, diese schreckliche Industrie zu verbieten", erklärte die Tierschutzorganisation Animal Rising, deren Mitglieder an den Aktionen beteiligt waren, auf Twitter. Eine entsprechende Online-Petition hatten bis zum Sonntag rund 17.000 Menschen unterschrieben.
Der rund sieben Kilometer lange Rundkurs in Aintree gilt als so gefährlich, dass viele der besten und wertvollsten Hindernispferde dort gar nicht antreten. Zwar wurden seit den 90er Jahren Hindernisse entschärft und die Zahl der Starter begrenzt, um tödliche Stürze zu vermeiden, doch das Problem existiert immer noch. Laut Animal Rising sind auch seit dem Jahr 2000 auf der Aintree-Rennstrecke noch 55 Pferde gestorben, davon 15 beim Grand National selbst. "Diese wunderschönen Tiere leiden aufgrund von Tradition – und wegen der Wettindustrie", schreibt Animal Rising.
Nach den jüngsten Vorfällen forderte auch die renommierte Tierschutzorganisation RSPCA (Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals), eine der ältesten und größten Spendenorganisationen Großbritanniens, die British Horseracing Authority auf, die aktuellen Todesfälle beim Grand National umgehend zu untersuchen und kündigte weitere Schritte an. Ob sich etwas grundlegend ändern wird, bleibt abzuwarten. Kurz nachdem sich "Hill Sixteen" das Genick gebrochen hatte, gewann "Corach Rambler" die 175. Ausgabe des Grand National.
Quellen: The Guardian / BBC / Daily Mail / Animal Rising (Petition)