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Zurück zur Natur "Investieren Sie in dalmatinische Pelikane": Ein Unternehmen wirbt für Biodiversität

Real Wild Estates
Ein Unternehmen in Großbritannien macht die Wiederbelebung der Natur zum Geschäftsmodell.
© Alex Lentati / Picture Alliance
Die Natur ist in einem desolaten Zustand, sagen Mitglieder des Unternehmens Real Wild Estates. Die Firma möchte das ändern und wirbt um Investoren.

Die britische Real Wild Estates Company plant bis 2030 100.000 Hektar Land in Großbritannien zu verwildern. Das Ziel: Die Artenvielfalt wieder herzustellen, Kohlenstoff zu speichern und eine gesunde Rendite für Investoren zu erzielen. Aber es "geht es nicht darum, Wölfe vor der Tür zu haben", sagte Firmen-Gründer Julian Matthews dem "Guardian". Vielmehr sei dem Unternehmen daran gelegen, die Biodiversität im eigenen Land wieder aufzubauen.

Laut Ben MacDonald, Leiter der Naturresaturierung bei Real Wild Estates und Autor der Rebirding-Studie über die Wiederverwilderung, befindet sich die Natur in einem Ausnahmezustand. Eine Erholung sei nur möglich, indem Landbesitzer und Investmentfonds davon überzeugt würden, große Landstriche zu nutzen, um Wildtiere anzusiedeln.

Statt in Gold oder Aktien sollten Firmen also lieber in dalmatinische Pelikane und Tamworth-Schweine investieren, so die Überzeugung der Gründer des "Naturkapital"-Unternehmens. Bisher seien über zehn Millionen Pfund zugesagt worden, berichtet der "Guardian". Zu den Unterstützern gehört unter anderem L'oréal.

Neue Einnahmequellen

Laut Firmengründer Matthews seien viele Investoren daran interessiert, ihr Geld in "Naturkapitalraum" zu investieren – auch, weil Wildnisurlaube für Verbraucher attraktiver werden. Glamping und Wiederverwilderungssafaris sieht das Unternehmen als potenzielle touristische Einnahmequelle. Zudem wachse das öffentliche Interesse am Umweltschutz, nicht zuletzt deshalb, weil Naturkatastrophen auch die Lebensgrundlage der Menschen bedrohen.

Das „Naturkapital“-Startup selbst wurde auf der wiederverwilderten Somerset-Farm des Umweltschützers und Fondsmanagers Ben Goldsmith gegründet. Matthews sagte dem "Guardian", sein Unternehmen wolle Firmen dabei unterstützen, die Natur in der unmittelbaren Umgebung wiederherzustellen und damit deren CO2-Bilanz zu verbessern. Seiner Meinung nach ist das eine bessere Lösung als mangelhafte und fragwürdige Emissions-Kompensationsprojekte in fernen Ländern zu zahlen.

Arbeitsplätze schaffen

Gegner des Projektes kritisieren, dass sich die Wiederverwilderung nachteilig auf die Lebensmittelproduktion und ländliche Arbeitsplätze auswirken könnte. Real Wild Estates hält dagegen und betont, dass die Schaffung ländlicher Arbeitsplätze Teil des Geschäftsmodells sei. Angaben der Wohltätigkeitsorganisation Rewilding Britain zufolge stieg die Zahl der Arbeitsplätze auf Anwesen, die die Wiederverwilderung unterstützen, um 54 Prozent.

Mit Blick auf Schottland sagte Matthews: "In den Highlands gibt es einen Arbeitsplatz pro sieben Quadratkilometer – in ländlichen Gemeinden gibt es keine Arbeitsplätze. Die wollen wir zurückbringen."

cl

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