Die Suche nach Vermissten geht auch am sechsten Tag nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" weiter. Das Wrack sinkt weiter ab und droht in die Tiefe zu rutschen. Die Suche ist auch ein Wettlauf gegen die Zeit, weil in der Region schlechteres Wetter aufzieht.
Noch immer gelten mindestens 21 Menschen als vermisst. Das Auswärtige Amt ging auch am Donnerstag noch von zwölf vermissten Deutschen aus. Seit dem Unglück am Freitag vor einer Woche wurden elf Tote geborgen. Es gebe noch keine belastbaren Hinweise auf die Staatsangehörigkeit der fünf Leichen, die zuletzt geborgen wurden, sagte eine AA-Sprecherin in Berlin.
"Das Schiff liegt weiterhin in unsicherer Lage in einer Untiefe", erklärte Luca Cari von den Rettungsmannschaften. Die Taucher müssten deshalb vorsichtig vorgehen. "Jede Verlagerung würde Gefahr bedeuten, und wir müssten die Operationen erneut einstellen." Rettungsteams und Taucher von Feuerwehr, Küstenwache und Marine wollten sich bei der Suche vor allem auf die unter Wasser liegende vierte Brücke des Schiffes konzentrieren. Sie hatten in den vergangenen Tagen Sprengstoff eingesetzt, um sich durch die Schiffshaut Zugang ins Innere zu verschaffen.
Unterdessen ist der beschuldigte und in seiner neapolitanischen Heimat unter Hausarrest stehende Kapitän Francesco Schettino daheim von Freunden verteidigt worden. "Nicht aufgeben, Kapitän", stand auf einem Begrüßungsplakat für den 52-jährigen, wie Aufnahmen aus dem Neapel-Stadtteil Meta di Sorrento zeigten. Es müsse Schluss sein damit, ihn an den Pranger zu stellen. Schettino wird unter anderem der mehrfachen fahrlässigen Tötung und der Havarie beschuldigt. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.
Schettino habe den Ermittlern auch von einer geheimnisvollen jungen Moldawierin berichtet, die während des Schiffbruchs am Eingang der Kommandobrücke aufgetaucht sei, berichtete die Turiner Zeitung "La Stampa". Offenbar sei sie dazu von einem anderen Offizier eingeladen worden. Weil sie nicht im Verzeichnis der Passagiere stehe, werde die junge Frau von den Ermittlern gesucht. Diese gingen davon aus, dass mehrere Personen als blinde Passagiere an Bord gewesen sein könnten.