Hurrikan "Ike" Hoffen in Houston

Monstersturm "Ike" hat sich abgeschwächt, trotzdem hinterlässt er eine Spur der Verwüstung: An der texanischen Küste sind Städte überflutet, Häuser brennen, Millionen Menschen haben keinen Strom. Die Metropole Houston bleibt aber voraussichtlich von der vollen Wucht des Hurrikans verschont.

Der Hurrikan "Ike" ist am Samstag mit einer meterhohen Wand aus Wasser auf die dicht besiedelte Küste von Texas getroffen. Vor der Küste schlugen sechs Meter hohe Wellen gegen die fünf Meter hohen Schutzmauern der Insel Galveston. Mit Windgeschwindigkeiten von 175 Kilometern in der Stunde lag der Hurrikan nur knapp unter der Kategorie 3 und drohte damit zum schlimmsten Sturm in dem Bundesstaat seit 50 Jahren zu werden. Fast fünf Millionen Menschen waren im Großraum der Metropole Houston ohne Strom.

In der 80 Kilometer von der Küste entfernten Stadt selbst zerbrachen die starken Winde in mehreren Wolkenkratzern Fenster und Glasfassaden. Die Trümmer flogen durch überflutete Straßen, viele Viertel waren wegen des steigenden Wassers und umgestürzter Bäume nicht passierbar. Die Millionenstadt lag am Morgen im Dunkeln. Nur das Zentrum und eine Klinik hatten Strom. Sie werden von einem unterirdischen Kraftwerk versorgt. Offenbar zieht das Zentrum des Sturms aber an der Millionenmetropole vorbei. "Ike", der sich zunächst direkt auf Houston zubewegt hatte, änderte später seinen Kurs in nordöstlicher Richtung auf Arkansas zu.

Die größte Sorge galt aber den Küstengebieten, die der Wasserwand ausgesetzt waren und wo durch das Zurückfließen der Massen gefährliche Strömungen drohten. Das Katastrophenzentrum warnte, bis zu 100.000 Häuser könnten überschwemmt werden die Flutwelle bedrohe die Küste auf einer Länge von 160 Kilometern. Der Sturm hat mindestens einen Menschen das Leben gekostet. Nördlich von Houston wurde eine Frau in ihrem Haus von einem Baum erschlagen. Wie die Polizei im Bezirk Montgomery mitteilte, lag die Frau in ihrem Bett, als der Baum auf das Haus stürzte. Es war das erste bestätigte Todesopfer durch den Wirbelsturm, der Samstagmorgen auf die texanische Küste getroffen war.

140.000 Menschen harren in ihren Häusern aus

Allen Warnungen zum Trotz blieben allein in vier Bezirken an der Küste etwa 140.000 Menschen in ihren Häusern zurück. Der Gouverneur von Texas, Rick Perry, zeigte sich darüber sehr besorgt. Ein Sprecher Perrys sagte dem "Chronicle": "Es gab nichts, was die Behörden noch hätten tun können. Wir leben in einer Demokratie. Sie haben sich entschieden, den Sturm durchzustehen. Wir schließen sie mit in unsere Gebete ein." Einige baten auch schon verzweifelt, gerettet zu werden. Bei der zentralen Notrufnummer 911 gingen innerhalb von 24 Stunden 1.250 Notrufe ein. Der Gouverneur mobilisierte 7.500 Mann der Nationalgarde. Die Rettungsaktion soll anlaufen, sobald die Teams ohne Gefahr im Freien arbeiten können, wie der Chef der texanischen Heimatschutzbehörde, Steve McGraw, erklärte.

Er wurde auf seinem Weg landeinwärts zu einem Hurrikan der Stufe 1 herabgestuft, erreichte aber immer noch eine Windgeschwindigkeit von 145 Kilometern pro Stunde. Beim Auftreffen auf Land war "Ike" mit seinen hohen Windgeschwindigkeiten ein Hurrikan der Stufe 2 gewesen, knapp an der Grenze zur Stufe 3. Präsident George W. Bush ließ sich im Weißen Haus per Videokonferenz von seinem Heimatschutzminister Michael Chertoff und dem Leiter der Katastrophenschutzbehörde, David Paulison, über die Lage unterrichten.

"Die Ausmaße des Hurrikans sind enorm. Zählt man die Region, in der noch Windstärke 8 herrscht, dazu, dann ist diese fast so groß wie Deutschland", sagte Hurrikanexperte Thomas Sävert vom Wetterdienst meteomedia. "Ike" sei damit von der Größe her vergleichbar mit "Katrina" oder "Wilma", die vor drei Jahren eine ähnliche Größe erreichten. Allerdings sei "Ike" längst nicht so stark wie die beiden Hurrikane der Kategorie 5. "Durch das große Windfeld ist die Sturmflut von "Ike" aber vergleichbar mit der bei einem sehr starken Hurrikan", betonte Sävert.

"Ike" hatte bereits Anfang dieser Woche in Haiti und Kuba schwere Verwüstungen angerichtet und mindestens 74 Menschen in den Tod gerissen. Nachdem er über Kuba hinweggefegt war und wieder offenes Meer erreicht hatte, sammelte der Wirbelsturm neue Kraft.

AP · DPA · Reuters
Mai/DPA/AP/Reuters

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