Ein Video aus einer Schule sorgt in Indien für Empörung. Die Szene, um die es geht, spielte sich im Bundesstaat Uttar Pradesh im Norden des Landes ab. Ein sieben Jahre alter Junge steht vorn im Klassenraum, nach und nach treten Mitschüler vor und schlagen ihn – auf Anweisung der Lehrerin.
Ein Schüler schlägt den Jungen auf die Wange, ein anderer auf die Stirn, ein dritter auf die Hüfte. Die Lehrerin sitzt daneben an einem Tisch und fordert die Kinder auf, den Schüler "ordentlich" zu schlagen. Das Video, über das unter anderem CNN und die BBC berichten, wird in Indien intensiv diskutiert. Nicht nur wegen Gewalt in der Schule, sondern auch, weil der Schüler wegen seiner Religion diskriminiert worden sein soll.
Diskussion in Indien: Lehrerin weist Vorwürfe zurück
"Die Lehrerin sagte: 'Wenn die Mutter eines mohemmadanischen Schülers nicht auf seine Schulaufgaben aufpasst, ruiniert das seine Leistungen'", zitiert CNN den Polizeichef des Bezirks Muzaffarnagar, in dem sich die Situation zutrug. Der Schüler sei bestraft worden, weil er seinen Stundenplan vergessen habe.
Die Polizei ermittelt nun gegen die Lehrerin, bisher habe es aber noch keine offizielle Anklage gegen sie gegeben. Wie CNN berichtet, haben die Behörden die Schule vorerst geschlossen. Die Lehrerin wehrt sich jedoch gegen die Vorwürfe. Sie behauptet, der Vater des siebenjährigen Jungen habe sie darum gebeten, seinen Sohn zu bestrafen. Da sie selbst wegen einer Behinderung nicht aufstehen konnte, habe sie die Mitschüler beauftragt, den Jungen zu schlagen. "Der Vater brachte ihn zu mir und sagte, dass ich ihn auf den rechten Weg bringen sollte", erklärte die Lehrerin. "Weil ich nicht aufstehen kann, dachte ich, ich lasse ein oder zwei Kinder ihn schlagen."

Der Vater hingegen sagte, sei Sohn sei nach dem Vorfall "verängstigt" gewesen und habe nicht schlafen können. Der Junge gehe nun auf eine andere Schule. In Indien hat der Fall eine breite Diskussion ausgelöst. Der prominente Oppositionspolitiker Rahul Gandhi warf der Lehrerin vor, "das Gift der Diskriminierung in den Köpfen von unschuldigen Kindern" festzusetzen. "Kinder sind die Zukunft von Indien – hasst sie nicht, wir müssen ihnen alle gemeinsam Liebe beibringen."