Durch mehrere Naturkatastrophen in Indonesien sind binnen zwei Tagen fast 140 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 112 Menschen starben bei einem Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami, wie die Behörden in Sumatra am Mittwoch mitteilten. Weniger als 24 Stunden nach dem Beben brach auf der Insel Java der Vulkan Merapi aus und tötete mindestens 25 Menschen.
Mehr als 500 Menschen wurden den Behörden zufolge in der Region westlich von Sumatra vermisst, die am Montagabend (Ortszeit) von einem Erdbeben der Stärke 7,7 erschüttert worden war. Zehn Dörfer wurden auf der entlegenen Mentawai-Inselkette im Indischen Ozean von bis zu drei Meter hohen Wellen weggespült, wie die Katastrophenbehörden am Dienstag erklärten.
Die indonesischen Behörden hatten eine Tsunami-Warnung für die Gegend nach kurzer Zeit wieder aufgehoben - das Pazifik-Tsunami-Warnzentrum erklärte jedoch später, das Beben habe "eine riesige Flutwelle ausgelöst". Auf Südpagai, einer der Mentawai-Inseln, schossen die Flutwellen nach Behördenangaben 600 Meter weit ins Landesinnere.
Eine Gruppe von neun vermissten Australiern tauchte inzwischen wieder auf. Die Surfer seien wohlauf, erklärten die indonesischen Behörden am Mittwoch. Eine andere australische Reisegruppe, die während des Bebens in einer Bucht auf einem Boot unterwegs war, beschrieb den Tsunami als "weiße Wand". Nach 20 bis 30 Minuten habe sich die Flutwelle zurückgezogen; die Urlauber überlebten alle.
Durch den Ausbruch des Vulkans starben nach neuen Angaben mindestens 25 Menschen. Der rund 2900 Meter hohe Merapi auf Java ist der aktivste der indonesischen Vulkane. Bereits am Montag hatten die Behörden die Evakuierung der dichtbesiedelten Gegend um den Merapi angeordnet. Rund 19.000 Bewohner in einem Umkreis von zehn Kilometern wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Tausende folgten der Anordnung, viele Bauern aber weigerten sich, Land und Vieh im Stich zu lassen.
Am Dienstag stieß der Vulkan drei Mal Rauch und Asche bis in 1,5 Kilometer Höhe aus. Zahlreiche Bäume stürzten um und blockierten die südliche Zufahrtstraße. Die Behörden befürchteten deshalb, dass die Zahl der Opfer weiter steigen könnte, da viele Einwohner nicht mehr flüchten konnten.
Der indonesische Staatschef Susilo Bambang Yudhoyono wollte angesichts der Lage in seiner Heimat vorzeitig von einem ASEAN-Gipfel zurückkehren. Der Präsident werde noch am Mittwochmittag die Heimreise aus der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi antreten, verlautete aus Kreisen der Gruppe südostasiatischer Staaten (ASEAN).
US-Präsident Barack Obama äußerte sich bestürzt über den "Verlust von Menschenleben, die Verletzungen und Schäden". Die USA stünden bereit für "jegliche Art der Hilfe", erklärte Obama in Washington. Der Präsident, der als Kind einige Jahre in Indonesien lebte, will das Land kommenden Monat besuchen.
Indonesien befindet sich auf dem sogenannten pazifischen Feuerring, wo sich jährlich hunderte Erdbeben ereignen. Bei der Tsunami-Katastrophe Ende 2004 wurden in mehreren Küstengebieten des Indischen Ozeans mehr als 220.000 Menschen getötet. Am schlimmsten betroffen war Indonesien mit 168.000 Toten.