Auf einer Pressekonferenz kündigte Innensenator Ehrhart Körting am Samstag Gespräche darüber mit Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe an. Entsprechende Forderungen erhoben auch die Innenexperten von Unions- und SPD-Fraktion im Bundestag, Wolfgang Bosbach und Dieter Wiefelspütz.
Körting zeigte sich allerdings skeptisch gegenüber einem generellen Flugverbot über Berlin. Das setze nicht nur die Schließung der drei innerstädtischen Verkehrsflughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld voraus, sondern auch die Stilllegung von bis zu 200 Kleinflugplätzen rund um Berlin. Untersucht werden müsse aber, ob die Kontrollen auf den Flugplätzen für Sport- und Privatflieger verbessert werden können.
Bosbach nannte es in einem Interview der Berliner "BZ am Sonntag" Besorgnis erregend, "dass ein Flugzeug offensichtlich so nah ans Zentrum der Macht kommen kann". Der Vorfall müsse gründlich untersucht werden, damit sich so etwas nicht wiederholen könne.
Sicherheitsanalyse für Regierungssitz
Wiefelspütz forderte im selben Blatt eine neue Sicherheitsanalyse für den Regierungssitz Berlin. "Ich rate dringend dazu, den Luftraum von Berlin für Privatflieger zu sperren", wurde er zitiert. Technisch müsse die Flugerfassung für tief fliegende Flugzeuge verbessert werden. Zur Abwehr solcher Kleinflugzeuge helfe kein Abfangjäger. Das müssten langsam fliegende Hubschrauber von Bundeswehr oder Polizei übernehmen.
Der SPD-Politiker konkretisierte in der "Berliner Morgenpost am Sonntag" seine Forderungen: "Nötig ist eine Flugbereitschaft der Bundeswehr mit Kampfhubschraubern in Berlin." Die Sicherungsvorkehrungen im Luftraum müssten bereits rund 50 Kilometer vor der Berlinere Stadtgrenze beginnen.
"Unglaubliche Sicherheitslücke"
Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) verlangte eine Sperrung des Luftraums über dem Regierungsviertel für den allgemeinen Luftverkehr. Der Absturz des Leichtflugzeuges offenbare eine unglaubliche Sicherheitslücke, erklärte er in Potsdam. Angesichts der Bedrohung durch den internationalen Terrorismus zeuge die fehlende Luftraumsperrung "von einer unverständlichen Leichtfertigkeit der Verantwortlichen". Auch müsse die Luftraumüberwachung so angepasst werden, dass kein Flugobjekt mehr unter dem Überwachungsschirm hindurchschlüpfen könne.
Der Sicherheitsexperte Kuno Böse von der Freien Universität Berlin nannte den Absturz vor dem Reichstag im Deutschlandradio Kultur "ein Lehrstück für mögliche Terroristen". Es gebe Lücken, die man sich ganz genau angucken müsse. Die Polizei sei für einen solchen Fall nicht ausgerüstet. Die Möglichkeit, zum Schutz vor Terrorangriffen die Bundeswehr einzuspannen, sei gut und richtig.
Die Bundeswehr warnt unterdessen davor, den Absturz des Kleinflugzeugs vor dem Reichstag zu dramatisieren. Hans-Joachim Schubert, Kommandeur der NATO-Luftverteidigungszentrale in Kalkar, sagte der "Welt am Sonntag", zwar könnten Leichtflugzeuge vom Radar der Luftwaffe nicht erfasst werden, ihre zerstörerische Wirkung sei aber nicht zu vergleichen mit der großer Verkehrsmaschinen. Für Angriffe wie in New York sei die Bundeswehr dagegen gut gerüstet, sagte der Generalleutnant. Gegen Kleinflugzeuge könne man sich nur durch generelle Flugbeschränkungsgebiete wappnen oder durch den Schutz einzelner Gebäude.