Amoklauf in München Täter, Opfer, Motiv - was wir über die Schüsse von München wissen

Nach den Schüssen von München laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Über den Täter ist schon einiges bekannt, andere Dinge sind noch vollkommen unklar. Der Überblick:

München unter Schock:  Am Freitagabend spricht die Polizei zunächst von einer Terrorlage. 2300 Sicherheitskräfte sind im Einsatz. Busse und Bahnen stellen den Betrieb ein. München ist im Ausnahmezustand. Über Stunden ist unklar: Wie viele Täter gibt es und wo sind sie? Die Entwarnung kommt in der Nacht. Was wir bislang über die Tat wissen. 

Was wir bisher wissen:

  • Neun Menschen wurden am Olympia-Einkaufszentrum in München erschossen, 27 weitere liegen verletzt im Krankenhaus. Zehn von ihnen sind schwer verletzt.
  • Viele Todesopfer waren minderjährig. Zwei 15-Jährige und drei 14-Jährige seien ums Leben gekommen, berichteten die Ermittler. Die weiteren Opfer seien 17, 19, 20 und 45 Jahre alt gewesen. Unter den neun Todesopfern seien drei Frauen gewesen.
  • Drei der Opfer waren Kosovo-Albaner, drei weitere Türken und eines Grieche.
  • Die Opfer wurden in einem Schnellrestaurant, davor und im Einkaufszentrum von den Kugeln getroffen.
  • Die Toten stammten alle aus München und Umgebung. Es seien keine Auswärtigen oder Touristen betroffen gewesen, sagte Polizeipräsident Hubertus Andrä.
  • Der Täter war ein 18-jähriger Deutsch-Iraner.
  • Er hat allein gehandelt.
  • Der Täter ist der zehnte Tote. Er hat sich selbst getötet. Seine Leiche wurde etwa einen Kilometer vom Einkaufszentrum entfernt in einer Nebenstraße gefunden. Dort wurde auch eine Pistole sichergestellt.
  • Der Täter war Schüler. Er ist in München geboren und aufgewachsen.
  • Der Täter lebte gemeinsam mit seinem Bruder und den Eltern in einer Wohnung in München.
  • Der Polizei war der Täter bislang noch nicht aufgefallen.
  • Der Täter hat einen Bruder. Auch dieser war nach Angaben der Ermittler bisher nicht in Erscheinung getreten.
  • Der Täter hatte nach Angaben der Ermittler keinen Bezug zum Islamischen Staat.
  • Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich bei der Tat um einen klassischen Amoklauf handelt. Es gebe keine anderen Anhaltspunkte.
  • Nach Angaben der Ermittler soll der Münchner Attentäter auch eine Erkrankung "aus dem depressiven Formenkreis" gehabt haben. Das sagte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch am Samstag. Details nannte er nicht.
  • Eine Zivilstreife hatte am Parkhaus des Einkaufszentrums den Täter gesehen. Schüsse der Polizisten trafen den Täter aber nicht.
  • Nach dem Anschlag von München hat die Polizei am Samstagmorgen eine Wohnung im Stadtteil Maxvorstadt durchsucht. Das mehrstöckige Wohnhaus wurde weiträumig abgesperrt, Ermittler trugen Kartons aus dem Haus. Nicht bestätigen wollte die Polizei zunächst, dass der Einsatz der Wohnung des Täters oder der Wohnung von dessen Vater gegolten habe. Das hatte das Onlineportal Bild.de gemeldet.
  • Die Ermittler haben in der Wohnung des Täters Bücher über Amokläufe gefunden. Er habe sich intensiv mit dem Thema befasst.
  • Die Polizei hat bei der Durchsuchung "umfangreiche IT" sichergestellt.
  • Der Täter hatte eine illegale Pistole mit Kaliber 9-Millimeter dabei. Die Seriennummer war ausgefräst.
  • Eine waffenrechtliche Erlaubnis für den Besitz einer Waffe habe der Täter nicht gehabt.
  • Der Täter von München habe über 300 Schuss Munition bei sich gehabt.
    Das sagte LKA-Präsident Robert Heimberger. Im Magazin habe sich noch Munition befunden, auch im Rucksack habe er Ladung gehabt.
  • Die Ermittler gehen von einem Zusammenhang mit dem Attentat des Norwegers Anders Behring Breivik aus. "Diese Verbindung liegt auf der Hand", sagte Polizeipräsident Hubertus Andrä. Am Freitag war der fünfte Jahrestag von Breiviks Amoklauf.
  • Der Tatort am Olympia-Einkaufszentrum wird zunächst abgesperrt bleiben.
  • Nach dem Attentat in München sind zur Zeit noch 800 Einsatzkräfte in der Stadt im Einsatz. Das sagte Polizeipräsident Andrä. 

Was wir nicht wissen:

  • Die Hintergründe der Bluttat und das Motiv sind noch weitgehend unklar.
  • Der Ablauf der Tat lässt sich noch nicht abschließend erkennen. Die zeitliche Abfolge der Taten werde auch mit Hilfe von Videoaufnahmen ermittelt.
  • Den Ermittlern liegen keine Details zu den möglichen psychischen Erkrankungen vor. Das sei ein erster Zuruf gewesen, den sie bekommen hätten. "Aber das muss alles in Ruhe aufgeklärt werden", sagte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch.
  • Nach Angaben des Präsidenten des bayerischen Landeskriminalamts, Robert Heimberger, gibt es Hinweise darauf, dass der Täter einen Facebook-Account geknackt hat, um gezielt Jugendliche zu der McDonalds-Filiale nahe des Olympia-Einkaufszentrums im Norden Münchens zu locken. "Er würde da spendieren was sie wollen, aber nicht so teuer. Das war wohl die Einladung", sagte der LKA-Chef.
  • Es ist noch nicht klar, ob es Opfer gab, die einen Bezug zum Täter hatten. Das werde untersucht, dazu werde das gesamte Umfeld des 18-Jährigen untersucht.
  • Ob der Täter gezielt auf ausländisch aussehende Opfer schoss, muss den Ermittlern zufolge noch geklärt werden.
  • Die Ermittler haben noch keine Erkenntnisse über die Herkunft der
    Waffe.
  • Was findet sich auf den Rechnern des Täters? Die Auswertung der Polizei läuft noch.
  • Auf die Frage, ob der Täter auch "Ballerspiele" gespielt habe, sagte Andrä: Auszuschließen sei es nicht, wenn er sich sehr intensiv mit Amokläufen beschäftigt habe.
  • Gibt es einen Abschiedsbrief des Täters? Die Ermittler haben bisher keinen gefunden. Das könne sich aber noch ändern.
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Video dokumentiert wirres Gespräch mit mutmaßlichem Täter
DPA
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