Nordkorea Bis zu 3000 Opfer bei Zugunglück in Nordkorea

Beim Zusammenstoß zweier Güterzüge in einem Bahnhof in Nordkorea sind Medienberichten zufolge bis zu 3000 Menschen getötet oder verletzt worden.

Bei einer verheerenden Bahnkatastrophe in Nordkorea sind am Donnerstag beim Zusammenstoß zweier Gefahrgutzüge möglicherweise bis zu 3000 Menschen ums Leben gekommen oder verletzt worden. Südkoreanische Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen von einer gewaltigen Explosion im Bahnhof Ryongchon nahe der chinesischen Grenze. Die Züge hätten Treibstoff und Flüssiggas geladen. Die Regierung des kommunistischen Landes habe eine "Art Notstand" über das Unglücksgebiet verhängt, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap, ohne Einzelheiten zu nennen. Die internationalen Telefonleitungen seien unterbrochen worden.

"Wie nach einer Bombardierung"

Informationen über das Unglück flossen nur spärlich. Bewegte Bilder vom Ort des Infernos gab es zunächst nicht. In dem abgeschotteten Norden der geteilten koreanischen Halbinsel schwiegen zunächst die amtlichen Medien. Doch muss sich den Menschen und Rettungsmannschaften an der Unglücksstelle den südkoreanischen Berichten zufolge ein entsetzliches Bild gezeigt haben: "Die Station war zerstört wie nach einer Bombardierung," berichtete Yonhap. Trümmerteile der Züge flogen danach kilometerweit durch die Luft.

Auch herrschte Unklarheit darüber, wie die Opfer an der Unglücksstelle versorgt oder geborgen wurden. Doch seien zahlreiche Verletzte, darunter viele Chinesen, über die Grenze nach Dandong in China gebracht worden, hieß es. Dort hätten Chinesen nachgefragt, ob möglicherweise Angehörige unter den Opfern seien. Ryongchon, das vielen nordkoreanischen und chinesischen Händlern als Durchgangsstation dient, liegt nur etwa 12 Kilometer von der Grenze entfernt. Nach cinesischen Quellen wurden bislang jedoch keine Verletzten nach Dandong gebracht.

Hintergrund

Das stalinistische Nordkorea ist eines der isoliertesten Länder der Welt. Seit Russland 1990 die großzügigen Hilfslieferungen an den einstigen ideologischen Verbündeten einstellte, ist das auf dem Weltmarkt kaum vertretene und industriell wenig entwickelte Land zum Überleben weitgehend auf den Nachbarn China und auf große internationale Hilfsprogramme angewiesen. Die schwere Versorgungskrise wurde seit Mitte der 90er Jahre noch von mehreren Missernten mit folgenden Hungersnöten verschärft.

Nordkorea unzureichend ausgerüstet

Ob Nordkorea ausreichend auf eine solche Katastrophe vorbereitet ist, ist ungewiss. In dem Land herrscht auch in den Krankenhäusern nach Berichten von internationalen Hilfsorganisationen eine Art Notstand. Es gibt nicht nur ein Mangel an Lebensmitteln. Strom gibt es in den meisten Hospitälern nur stundenweise am Tag. Die Krankenstationen seien nur unzureichend ausgerüstet, heißt es immer wieder.

Auch die südkoreanische Regierung war über die Ursache des Unglücks und über die Opferzahl zunächst im Unklaren. Einzig könne bestätigt werden, dass es eine Explosion an der nordkoreanischen Station in Ryongchon habe, berichteten Beamte des Verteidigungsministeriums in Seoul.

Terror wird ausgeschlossen

Der Unfall hatte sich am Nachmittag um etwa 13.00 Uhr Ortszeit nur wenige Stunden nach der Durchfahrt des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il ereignet, wie Yonhap und der Nachrichtensender YTN berichteten. Kim war mit einem Sonderzug auf der Rückkehr von einem dreitägigen Besuch in China. Die nordkoreanischen Medien hatten erst am Donnerstag das Schweigen über seinen Überraschungsbesuch in Peking gebrochen, wo er mit der chinesischen Führung über den Streit um das nordkoreanische Atomprogramm und die bilateralen Beziehungen gesprochen hat.

Einen möglichen Zusammenhang zwischen der Katastrophe und der Rückkehr Kims schlossen die südkoreanischen Medien jedoch aus. Es habe sich wahrscheinlich um einen Unfall gehandelt.

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