Eilmeldung Physik-Nobelpreis geht an drei Teilchenforscher – einer von ihnen forscht in München

Caption/Abstract=Hungarian-Austrian physicist Ferenc Krausz speaks after the announcement of the winners of the 2023 Nobel Prize in Physics at the Max-Planck Institute in Garching, on October 3, 2023. Three atomic physicists, France's Pierre Agostini, Hungarian-Austrian Ferenc Krausz and French-Swedish Anne L'Huillier, won the Nobel Physics Prize for research into tools for exploring electrons inside atoms and molecules. (Photo by CHRISTOF STACHE / AFP) Envelope Priority=5
Caption/Abstract=Hungarian-Austrian physicist Ferenc Krausz speaks after the announcement of the winners of the 2023 Nobel Prize in Physics at the Max-Planck Institute in Garching, on October 3, 2023. Three atomic physicists, France's Pierre Agostini, Hungarian-Austrian Ferenc Krausz and French-Swedish Anne L'Huillier, won the Nobel Physics Prize for research into tools for exploring electrons inside atoms and molecules. (Photo by CHRISTOF STACHE / AFP) Envelope Priority=5
© Christofe Stache / AFP
Sehen Sie im Video: Nobelpreisträger Ferenc Klausz  "Also, das braucht eine Zeit, bis man das so richtig begreift".






STORY: (HINWEIS: DIESER BEITRAG IST OHNE SPRECHERTEXT) Interview mit Ferenc Krausz, Physiker und Nobelpreisgewinner. Reporterin: "Also erst mal erstmal herzlichen Glückwunsch. Wir haben Sie davon erfahren?" Ference Krausz: "Ganz lieben Dank! Ich arbeitete gerade zu Hause, haben mich auf diesen Tag hier vorbereitet. Wir haben hier heute einen ganz wichtigen Tag, Tag der offenen Tür. Und ich habe versprochen, hier einige Laborführungen zu machen und darauf habe ich mich zu Hause gerade vorbereitet." Reporterin: "Wie groß war der Jubel? Wahrscheinlich sind Sie gerade hier hergekommen. Alle sind da." Ference Krausz: "Ja, ja, also hier war der sehr große. Also bei mir eher verhaltener, weil ich eigentlich eher versucht habe, festzustellen, ob ich gerade träume, noch, im Schlaf irgendwie, oder ob das tatsächlich Realität ist. Also das braucht eine Zeit, bis man das so richtig begreift." Reporterin: "Was bedeutet das für Sie? Was bedeutet das für das Institut hier?" Ference Krausz: "Ja, also allen voran, das bedeutet für mich, dass es sich lohnt, an etwas zu glauben. Und das, was, woran man glaubt, tatsächlich, trotz aller Hindernisse auch zu verfolgen. Wie Sie das gestern übrigens auch so schön von Katalin Karikó (i.d.R. Nobelpreis Medizin) gehört haben. Und ich bin vielleicht, auch wenn das jetzt nicht die Frage war, aber trotzdem möchte ich, auch ungefragt betonen, dass ein solcher Preis heutzutage nie eine nie für eine zumindest ist. Ich sage nie, nicht, nie, weil ich das vielleicht nicht wissen kann. Aber zumindest in unserem Fall war das sicherlich keine Einzelleistung. Sondern das war die Leistung von sehr, sehr vielen Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die mit mir zusammen zunächst in Wien, dann später hier in Garching den Weg gegangen sind. Auch gegangen sind, als es gerade nicht so gut aussah und wo es halt längere Durststrecken gegeben hat. Also all diesen Kolleginnen und Kollegen, Freunden und Kooperationspartnern ein ganz, ganz herzliches Dankeschön an dieser Stelle. Eigentlich gehört dieser Preis uns allen und nicht mir allein."
Der ungarisch-österreichische Physiker Ferenc Krausz vom Max-Plank-Institut in München ist unter den drei diesjährigen Trägern des Physik-Nobelpreises. Gemeinsam mit dem Franzosen Pierre Agostini und der französisch-schwedischen Wissenschaftlerin Anne L'Huillier wurde er für seine Forschung über die Bewegung von Elektronen ausgezeichnet, wie das Nobel-Komitee am Dienstag in Stockholm mitteilte.

Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an den in Deutschland forschenden Ferenc Krausz, Pierre Agostini in den USA sowie die Französin Anne L'Huillier für Experimente, die der Menschheit neue Instrumente zur Erforschung von Vorgängen in Atomen und Molekülen gaben. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm mit. 

Ferenc Krausz forscht als Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik (MPQ) in Garching bei München sowie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Anne L’Huillier arbeitet an der Universität Lund (Schweden) und Pierre Agostini an der Ohio State University.

Die drei Forschenden hätten einen Weg aufgezeigt, extrem kurze Lichtpulse zu erzeugen, mit denen sich die schnellen Prozesse messen lassen, in denen sich Elektronen bewegen oder Energie ändern, hieß es vom Nobelkomitee. Die Beiträge der Preisträger haben die Untersuchung von Prozessen ermöglicht, die so schnell ablaufen, dass sie zuvor nicht verfolgt werden konnten.

Schnelllebige Ereignisse gehen in der Wahrnehmung des Menschen ineinander über - so wie ein Film, der aus Standbildern besteht, als kontinuierliche Bewegung wahrgenommen wird, hieß es zur Erklärung. "Wenn wir wirklich kurze Ereignisse untersuchen wollen, brauchen wir eine spezielle Technologie." In der Welt der Elektronen fänden Veränderungen in wenigen Zehntel Attosekunden statt, so das Komitee. "Eine Attosekunde ist so kurz, dass es in einer Sekunde so viele davon gibt, wie es Sekunden seit der Entstehung des Universums gibt." Die Experimente der Preisträger hätten Lichtpulse erzeugt, die so kurz sind, dass sie in Attosekunden gemessen werden. Damit hätten sie gezeigt, dass diese Pulse genutzt werden können, um Bilder von Vorgängen in Atomen und Molekülen zu liefern.

Nobelpreis für Physik mit 950.000 Euro dotiert 

Die bedeutendste Auszeichnung für Physiker ist in diesem Jahr mit insgesamt elf Millionen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert. 

Seit der ersten Vergabe im Jahr 1901 haben bislang 4 Forscherinnen und 217 Forscher den Physik-Nobelpreis erhalten - einer davon, der US-Amerikaner John Bardeen, sogar zweimal. 

Am Montag war der Nobelpreis für Medizin der in Ungarn geborenen Biochemikerin Katalin Karikó und dem US-Immunologen Drew Weissman zugesprochen worden. Sie hatten grundlegende Arbeiten zur Entwicklung der mRNA-Impfstoffe gegen Corona geleistet, wie es in der Begründung des Karolinska-Instituts in Stockholm heißt. 

Im vergangenen Jahr hatten drei Quantenforscher den Physik-Preis erhalten. Der Österreicher Anton Zeilinger, der Franzose Alain Aspect und der US-Amerikaner John Clauser haben nach Akademie-Angaben mit ihren Experimenten den Grundstein für eine neue Ära der Quantentechnologie gelegt. Sie hätten bahnbrechende Experimente mit verschränkten Quantenzuständen durchgeführt, bei denen sich zwei Teilchen wie eine Einheit verhalten - selbst wenn sie getrennt und weit voneinander entfernt sind. 

Am Mittwoch werden die Träger des Chemie-Nobelpreises verkündet. Am Donnerstag und Freitag folgen die Bekanntgaben für den Literatur- und den Friedens-Nobelpreis. Der Reigen endet am kommenden Montag mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten Wirtschafts-Nobelpreis.

Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

DPA
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