"PostSecret" Intimste Geheimnisse auf öffentlichen Postkarten

Sie sind dunkel, tragisch, schockierend - manchmal auch lustig: Geheimnisse sind was sehr intimes. Doch für das Kunstprojekt "PostSecret" schicken Menschen ihre persönlichen Geheimnisse ein - anonym und per Postkarte. 

Jeder Mensch hat Geheimnisse, ob allein oder mit jemand anderem zusammen. Geheimnisse gehören einem selbst, geben Halt und bleiben solange geheim, bis man sie lüftet. Beim Kunstprojekt "PostSecret", dass es bereits seit über zwölf Jahren in den USA gibt, werden persönliche Geheimnisse öffentlich. Menschen schreiben ihre intimsten Geheimnisse auf Postkarten und schicken sie Frank Warren, der sie dann auf seinem Blog veröffentlicht.

Doch da auf den Postkarten kein Absender steht, können die Hüter der Geheimnisse diese zwar teilen, geben jedoch nicht preis, dass es ihre Geheimnisse sind. 

Frank Warren, eigentlich Vertreter für medizinische Produkte und nur nebenberuflich Künstler, hatte 2007 die Idee dazu und verteilte erst in Washington D.C. Blankopostkarten, die die Menschen ihm dann mit Geheimnissen beschrieben zurückschicken sollten - natürlich anonym. Die Idee kam so gut an, dass Warren auch bald aus allen möglichen Ländern dieser Erde Post bekam. Bis heute kommen jede Woche hunderte an Postkarten mit Geheimnissen in seinem Postfach an. 

Jeden Sonntag veröffentlicht er auf seinem Blog "Postsecret" eine Auswahl der neuen Postkarten mit Ängsten und Träumen, Hoffnungen und Geständnissen. Ein Archiv der Karten kann man online nicht abrufen. Doch einen Großteil der Geheimnisse kann man sich im National Postal Museum in Washington D.C. anschauen. 

Der Tübinger Bioinformatiker Sebastian Schultheiss war von der Postkarten-Idee begeistert und fragte sich, ob das nur in den USA klappt. "Ich habe damals ein Jahr in den USA gelebt und da sind mir Unterschiede zwischen Deutschland und den USA aufgefallen. Wie schnell Amerikaner bei persönlichen Themen sind zum Beispiel. Und die Geheimnisse auf den amerikanischen Postsecrets kamen mir recht intim vor - und ich habe mich gefragt, ob die auf Deutsch auch so wären," so Schultheiss im Interview mit "Ze.tt"

Frank Warren, mit dem er inzwischen auch ein Buch voller privater Geheimnisse rausgebracht hat, fand die Idee gut und so startete Schultheiss 2008 einen deutschen Blog. Gegenüber "Ze.tt" hat er verraten, was der Unterschied zu den amerikanischen Geheimnissen ist: "Die deutschen Geheimnisse sind nicht so 'Das ist mein Geheimnis und ich möchte das der Welt mitteilen' - wie bei den amerikanischen - sondern sind eigentlich an jemand anderen adressiert. Die Leute veröffentlichen das aber lieber anonym, anstatt es der Person zu sagen, um die es eigentlich geht." 


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