Südkorea Tierschützerin zu Haft verurteilt – weil sie Hunde aus Kostengründen einschläferte

Südkorea: Ein Hund sitz in einem Käfig und guckt durch die Gitterstäbe
Weil sie knapp 100 Hunde aus Kostengründen einschläferte, wurde in Südkorea eine ehemalige Leiterin eines Tierschutzvereins zu einer Haftstrafe verurteilt
© ZUMA Press / Imago Images
In Südkorea ist die ehemalige Leiterin eines Tierschutzvereins zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht in der Hauptstadt Seoul sah es als erwiesen an, dass sie fast 100 Hunde aus Kostengründen einschläferte.

Eine ehemalige Leiterin einer Tierschutzorganisation in Südkorea wurde zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, weil sie 98 gerettete Hunde unter der Obhut ihrer Gruppe eingeschläfert hatte – hauptsächlich aus Kostengründen. Das berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Dienstag.

Das Bezirksgericht der Hauptstadt Seoul verhängte das Urteil gegen die ehemalige Organisationschefin, die wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz angeklagt war. "Ohne die Kapazität der Einrichtungen ernsthaft zu prüfen, hat sie sich in die Tierrettung gestürzt, aber einige der geretteten Tiere getötet, als der Platz nicht mehr ausreichte", so das Gericht.

Tierschützerin beteuert ihre Unschuld

Der Verurteilten wurde vorgeworfen, zwischen 2015 und 2018 gerettete Hunde eingeschläfert zu haben, um mehr Platz in der Einrichtung zu schaffen und die Kosten für die medizinische Behandlung der Tiere zu senken.

Zudem wurde sie angeklagt, im August 2018 in private Tierfarmen eingebrochen zu sein und fünf Hunde im Gesamtwert von rund 1,3 Millionen Won (umgerechnet rund 940 Euro) gestohlen zu haben.

Ein ehemaliger Mitarbeiter der Tierschutzorganisation hatte 2019 die Taten seiner Vorgesetzten aufgedeckt, was damals für Empörung sorgte.

Die verurteilte Leiterin des Vereins hatte ihre Unschuld beteuert und behauptet, sie habe Tiere gerettet, die zur Tötung bestimmt waren, und etwa 10 Prozent von ihnen auf humane Weise ohne Schmerzen eingeschläfert.

Immer mehr Hundehalter in Südkorea

Der Umgang mit Hunden ist in Südkorea ein sensibles Thema, über das in der Gesellschaft zum Teil heftig debattiert wird.

Einerseits halten immer mehr Südkoreaner Hunde zu Hause und setzten sich für Tierschutz ein: Aufnahmen eines verletzten Spür- und Rettungshundes, den Südkorea in das Erdbebengebiet in der Türkei schickte, lösten jüngst eine Debatte aus. Während viele den Einsatz der Rettungshunde lobten, warfen einige im Internet die Frage auf, ob die Hunde mit Schutzausrüstung ausgestattet werden müssen, schrieb die "Korea Times".

Das für die Ausbildung und den Umgang mit den Tieren zuständige Team der Retter wies die Vorwürfe der Tierquälerei zurück und gab an, dass es sein Möglichstes tue, um die Sicherheit der Rettungstiere zu jeder Zeit zu gewährleisten.

Andererseits wird in Südkorea noch immer Hundefleisch gegessen – was dort noch nicht illegal ist. Eine Studie des Beratungsgremiums der Regierung und der Zivilgesellschaft des Landes aus dem Jahr 2022 ergab, dass in Südkorea mehr als 520.000 Hunde für die Fleischproduktion gezüchtet wurden. Etwa 388.000 der Tiere wurden pro Jahr geschlachtet, berichtete die Zeitung "The Korea Herald".

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Hundefleisch wird in Südkorea noch immer gegessen – wenn auch seltener

Zudem gab es laut Studie insgesamt 1.156 Hundefarmen im ganzen Land sowie mehr als 1600 Restaurants, die Hundefleisch servierten.

Eine Umfrage der Studie kam aber auch zu dem Ergebnis, dass knapp 56 Prozent der Südkoreaner der Meinung waren, dass kein Hundefleisch mehr gegessen werden sollte. Knapp die Hälfte der Befragten lehnte den Hundefleischhandel ab. 88 Prozent gaben an, selbst kein Hundefleisch zu essen.

Die Politik in Südkorea debattiert seit einigen Jahren vermehrt über ein Verbot von Hundefleisch. 2021 forderte der ehemalige Präsident Moon Jae-in die Regierung auf, ein Verbot des Verzehrs von Hundefleisch zu erwägen.

Eine Frau in Seoul protestiert gegen den Konsum von Hunde- und Katzenfleisch
Eine Frau in Seoul protestiert gegen den Konsum von Hunde- und Katzenfleisch
© ANTHONY WALLACE / AFP

Im Mai 2022 sagte der damals designierte Landwirtschaftsminister Chung Hwang-keun, er werde sich für ein Ende des Verzehrs von Hundefleisch durch einen sozialen Kompromiss einsetzen. "Da die Zahl der Familien mit Haustieren gestiegen ist und das öffentliche Interesse am Tierschutz zugenommen hat, ist ein Verbot von Hundefleisch die Richtung, in die sich unsere Gesellschaft bewegen sollte."

Auch die südkoreanische First Lady Kim Keon-hee forderte ein Verbot des Verzehrs von Hundefleisch, wie Yonhap berichtete.

Quellen: Nachrichtenagentur Yonhap, "The Korea Times", "The Korea Herald"

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