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Blockade im Suez-Kanal "Ever Given" rührt sich nicht – Sorge um mehr als 100.000 Tiere auf anderen Schiffen

Die "Ever Given" steckt im Sueskanal fest
Sehen Sie im Video: "Ever Given" blockiert Suezkanal weiterhin – Sorgen in der Wirtschaft wachsen.




Wie ein "gestrandeter Wal" liegt das rund 400 Meter lange Containerschiff "Ever Given" im Suezkanal und blockiert den Verkehr. Mehrere Schlepper versuchten am Donnerstag, das riesige Schiff zu bewegen. Zunächst ohne Erfolg. Es könne noch Wochen dauern, bis die Fahrt im Kanal wieder frei sei, wurde ein Sprecher einer Bergungsfirma zitiert. Nun hoffen die Rettungskräfte auf das Wochenende, an dem die Flut stark in die Wasserstraße zwischen Europa und Asien drücken wird. Das Containerschiff war am Dienstagmorgen bei starkem Wind stecken geblieben. In der deutschen Wirtschaft wächst unterdessen die Sorge vor einer Unterbrechung der Lieferketten durch den blockierten Suezkanal. " Rund 16 Prozent der Chemieimporte kommen per Schiff durch den Suezkanal. Auch die Maschinen- und Anlagenbauer blicken mit Sorge auf die Havarie im Kanal. Hier befürchtet man Verzögerungen in der Belieferung asiatischer Kunden mit Maschinen, Maschinenteilen und Komponenten. Da Seefrachten aber längere Zeit unterwegs seien, werde sich die aktuelle Lage am Suezkanal vermutlich erst in einigen Tagen bemerkbar machen, hieß es. Wenn die Schiffe den Suezkanal wieder passieren könnten, dürfte es dann an den Häfen zu Staus kommen. Der 193 Kilometer lange Kanal ist die kürzeste Verbindung zwischen Europa und Asien und der entscheidende Korridor für Rohöl und Importwaren nach Europa. Vor dem Kanal waren am Donnerstag Dutzende Schiffe zu sehen, die wegen der Blockade nicht weiterfahren konnten.
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Die havarierte "Ever Given" steckt weiterhin im Suezkanal fest, auch ein Bergungsversuch am Samstag scheiterte. Derweil sorgen sich Tierschützer um mehr als 100.000 Schafe auf anderen Schiffen. 

Trotz kleinerer Fortschritte konnte die "Ever Given" auch am Samstag nicht geborgen werden, sondern steckt weiterhin im Suezkanal fest und blockiert die Wasserstraße. Wie ein Sprecher der japanischen Eignerfirma Shoei Kisen der Zeitung "Nikkei" sagte, gestalte sich die Aktion schwieriger als zunächst angenommen. Zehn Schlepper sollten den Megafrachter aus dem Schlick befreien, zeitlich war der Bergungsversuch mit der aufkommenden Flut abgestimmt. Das Ruder der "Ever Given" konnte demnach zuvor erfolgreich betriebsbereit gemacht werden. Allein: Das Schiff rührte sich nicht, so der Sprecher. Nun wurden dem Bericht zufolge zwei weitere, noch größere, Schlepper angefordert, außerdem solle mehr Sand ausgebaggert werden. Sollte es nötig sein, Container von der "Ever Given" abzuladen, könne damit frühestens Montag begonnen werden, heißt es. 

Sorge um Tiere auf anderen Schiffen

Wegen der Blockade stecken derzeit auch elf rumänische Frachter mit lebenden Tieren an Bord fest – nach Angaben von Tierschützern handelt es sich um 130.000 Schafe. Es sei bereits Kontakt mit den Transportfirmen der lebenden Tiere aufgenommen worden, teilten am Samstagabend die Veterinärbehörden in Bukarest mit. Diese hätten versichert, "dass es ausreichend Nahrung und Wasser an Bord für die kommenden Tage gibt".

Sollte die Blockade des Suezkanals durch das feststeckende Containerschiff anhalten, müssten weitere Schritte überlegt werden, erklärten die Veterinärbehörden. Eine Möglichkeit sei dann, die rumänischen Frachter umzuleiten und die Tiere in anderen als den geplanten Ankunftshäfen zu entladen.

Tierschützer fürchten den Tod der nach ihren Angaben 130.000 Schafe an Bord der Schiffe. "Die Situation ist sehr bedrohlich", erklärte die Organisation Animals International. Es drohe eine "maritime Katastrophe für lebende Tiere in noch nie dagewesenem Ausmaß". Rumänien müsse den Export lebender Tiere umgehend einstellen und stattdessen auf Fleischexporte umschwenken, forderte die Organisation.

"Ever Given" war auf Grund gelaufen

Das 400 Meter lange und mehr als 220.000 Tonnen schwere Containerschiff "Ever Given" war in einem Sandsturm vom Kurs abgekommen und in Ufernähe des Suezkanals auf Grund gelaufen. Es blockiert seitdem den Wasserweg zwischen Rotem Meer und Mittelmeer, sämtliche Schiffe darin können nicht weiterfahren. Zuletzt stauten sich auf beiden Seiten des Kanals mehr als 200 Schiffe. Auch deutsche Unternehmen befürchten daher Lieferengpässe. Die US-Marine hat bereits ihre Hilfe bei der Bergung angeboten.    

rös AFP

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