Trotz kleinerer Fortschritte konnte die "Ever Given" auch am Samstag nicht geborgen werden, sondern steckt weiterhin im Suezkanal fest und blockiert die Wasserstraße. Wie ein Sprecher der japanischen Eignerfirma Shoei Kisen der Zeitung "Nikkei" sagte, gestalte sich die Aktion schwieriger als zunächst angenommen. Zehn Schlepper sollten den Megafrachter aus dem Schlick befreien, zeitlich war der Bergungsversuch mit der aufkommenden Flut abgestimmt. Das Ruder der "Ever Given" konnte demnach zuvor erfolgreich betriebsbereit gemacht werden. Allein: Das Schiff rührte sich nicht, so der Sprecher. Nun wurden dem Bericht zufolge zwei weitere, noch größere, Schlepper angefordert, außerdem solle mehr Sand ausgebaggert werden. Sollte es nötig sein, Container von der "Ever Given" abzuladen, könne damit frühestens Montag begonnen werden, heißt es.
Sorge um Tiere auf anderen Schiffen
Wegen der Blockade stecken derzeit auch elf rumänische Frachter mit lebenden Tieren an Bord fest – nach Angaben von Tierschützern handelt es sich um 130.000 Schafe. Es sei bereits Kontakt mit den Transportfirmen der lebenden Tiere aufgenommen worden, teilten am Samstagabend die Veterinärbehörden in Bukarest mit. Diese hätten versichert, "dass es ausreichend Nahrung und Wasser an Bord für die kommenden Tage gibt".
Sollte die Blockade des Suezkanals durch das feststeckende Containerschiff anhalten, müssten weitere Schritte überlegt werden, erklärten die Veterinärbehörden. Eine Möglichkeit sei dann, die rumänischen Frachter umzuleiten und die Tiere in anderen als den geplanten Ankunftshäfen zu entladen.
Tierschützer fürchten den Tod der nach ihren Angaben 130.000 Schafe an Bord der Schiffe. "Die Situation ist sehr bedrohlich", erklärte die Organisation Animals International. Es drohe eine "maritime Katastrophe für lebende Tiere in noch nie dagewesenem Ausmaß". Rumänien müsse den Export lebender Tiere umgehend einstellen und stattdessen auf Fleischexporte umschwenken, forderte die Organisation.
"Ever Given" war auf Grund gelaufen
Das 400 Meter lange und mehr als 220.000 Tonnen schwere Containerschiff "Ever Given" war in einem Sandsturm vom Kurs abgekommen und in Ufernähe des Suezkanals auf Grund gelaufen. Es blockiert seitdem den Wasserweg zwischen Rotem Meer und Mittelmeer, sämtliche Schiffe darin können nicht weiterfahren. Zuletzt stauten sich auf beiden Seiten des Kanals mehr als 200 Schiffe. Auch deutsche Unternehmen befürchten daher Lieferengpässe. Die US-Marine hat bereits ihre Hilfe bei der Bergung angeboten.