Die erhoffte Freilegung des Containerschiffs „Ever Given“, das den Suezkanal blockiert, schreitet ein wenig voran. Das Seefahrt- und Logistikunternehmen GAC sprach am Samstag von mehr als zehn Schleppern und drei Baggern, die im Einsatz seien, um eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt wieder für den Handel freizugeben. Es gebe „leichte Bewegung“. Der Frachter liege aber weiter auf Grund.
"Ever Given" ist laut Eigentümer unbeschädigt
Der Eigentümer des im Suezkanal feststeckenden Containerschiffs "Ever Given" hofft derweil auf eine Bergung des Frachters noch im Laufe des Tages. Es gebe keinerlei Anzeichen darauf, dass die Triebwerke des Schiffes beschädigt worden seien, sagte der Chef des japanischen Unternehmens Shoei Kisen, Yukito Higaki, japanischen Medienberichten zufolge bei einer Pressekonferenz. Ziel seines Unternehmens sei, den Containerriesen am Samstagabend japanischer Zeit "zu befreien".
Es sei kein Wasser in die "Ever Given" geraten. Auch gebe es keine Probleme mit seinem Steuerruder oder den Schiffsschrauben. "Sobald es sich wieder bewegt, sollte es operationsfähig sein" versicherte Higaki laut der japanischen Zeitung "Asahi Shimbun". Die Arbeiten zur Entfernung von Sediment unter dem Bug hielten an. Dabei kämen auch "zusätzliche Baggergeräte" zum Einsatz.
Das 400 Meter lange und mehr als 220.000 Tonnen schwere Containerschiff "Ever Given" war in einem Sandsturm vom Kurs abgekommen und in Ufernähe des Suezkanals auf Grund gelaufen. Es blockiert seitdem den Wasserweg zwischen Rotem Meer und Mittelmeer, sämtliche Schiffe darin können nicht weiterfahren. Zuletzt stauten sich auf beiden Seiten des Kanals mehr als 200 Schiffe. Auch deutsche Unternehmen befürchten daher Lieferengpässe.
Seit Mittwoch laufen die Bemühungen vor Ort auf Hochtouren, das Schiff wieder freizubekommen. Es gibt allerdings Befürchtungen, dass sich die Bergungsarbeiten über Wochen hinziehen könnten. Am Freitag war ein erneuter Versuch gescheitert, das Schiff aus seiner festgefahrenen Lage zu befreien. Nach Angaben der in Singapur ansässigen und für das technische Management des Containerschiffs verantwortlichen Gesellschaft Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) werden zwei weitere Schlepper am Sonntag im Suezkanal erwartet, um bei der Bergung zu helfen.
Expertenteam der US-Marine steht für Hilfe bereit
Angesichts der anhaltenden Blockade bot die US-Armee am Freitag (Ortszeit) ihre Unterstützung an. "Im Rahmen unseres aktiven diplomatischen Dialogs mit Ägypten haben wir den ägyptischen Behörden US-Hilfe bei der Wiederöffnung des Kanals angeboten", teilte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, in Washington mit. Ein Expertenteam der US-Marine könnte schnell zum Suezkanal entsandt werden.

Die Gespräche mit Kairo über eine Unterstützung durch die USA dauerten noch an, fügte Psaki hinzu. Der Sprecher des US-Zentralkommandos, Bill Urban, erklärte, die Marine-Experten stünden im Falle einer Anfrage aus Ägypten bereit. Eine zentrale Aufgabe des für den Nahen Osten zuständigen Zentralkommandos ist der Schutz der Handelsschiffe in der Region.
Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, Washington habe die Entsendung eines Expertenteams der Marine angeboten. Wenn Ägypten eine formelle Anfrage stelle, könne das Team sich bereits am Samstag vom US-Flottenstützpunkt in Bahrain auf den Weg machen.
Außerdem könne die US-Armee die Belegschaft von Schiffen beraten und unterstützen, die sich wegen der Blockade des Kanals für den Umweg über das Kap der Guten Hoffnung, also um Afrika herum, entschieden und dabei auf Piraten treffen könnten. "Wir können sicherlich beraten, aber wir können sie nicht alle eskortieren", sagte der US-Vertreter.