Bei der Suche nach der Ursache des schweren Transrapid-Unglücks in Lathen (Emsland) konzentriert sich die Staatsanwaltschaft auf die Abläufe in der Leitstelle. Die beiden Mitarbeiter dort hätten sich persönlich überzeugen müssen, dass der Arbeitswagen die Strecke verlassen habe, sagte Staatsanwalt Alexander Retemeyer am Samstag in Lathen. Das sei vermutlich versäumt worden. So hatte die Magnetschwebebahn am Freitagmorgen grünes Licht für die Fahrt bekommen, obwohl sich der Werkstattwagen noch auf der Strecke befand. Bei dem Zusammenstoß waren 23 Menschen in den Tod gerissen worden, 10 überlebten verletzt.
Der Parkplatz des Werkstattwagens sei in Sichtweite der Leitstelle. Eine technische Kontrolle des Wartungsfahrzeugs gebe es ebenso wenig wie eine Videoüberwachung an der Unfallstelle. "Wir müssen davon ausgehen, dass es wenig technische Sicherungen auf der Strecke gibt", sagte Retemeyer.
Überprüfung des Sicherheitskonzepts
Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) kündigte beim Besuch des Unglücksorts am Samstag eine "tiefgründige Untersuchung" der Unfall-Umstände an. "Wir müssen prüfen, ob das Sicherheitskonzept ausgereicht hat und ob es in allen Bereichen befolgt wurde", sagte er. Tiefensee warnte zugleich, vor Abschluss des Untersuchungsberichts vorschnelle Schlüsse zur Zukunft der Transrapid-Technik zu ziehen.
Zwei US-Bürger unter den Toten
Unter den Todesopfern des verheerenden Unglücks sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch zwei US-Bürger. Die meisten der 31 Insassen des Transrapids stammten aber aus Nordhorn (Kreis Grafschaft-Bentheim) und Papenburg (Kreis Emsland). Es seien Besucher gewesen, die an einer Messfahrt teilgenommen hätten.
Seit dem frühen Samstagmorgen waren Bergungstrupps und Ermittler an der Teststrecke im Einsatz, um Spuren zu sichern. Der zerstörte Zug solle zunächst auf der Trasse stehen bleiben, sagte der Sprecher des Landkreises Emsland, Dieter Sturm. Ein technischer Sachverständiger werde Polizei und Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen unterstützen, berichtete Polizeisprecher Ewald Temmen.
Schwerverletzte außer Lebensgefahr
Alle Schwerverletzten seien inzwischen außer Lebensgefahr, sagte Sturm. Die Identifizierung der Toten werde aber noch andauern. Die Ermittler haben inzwischen eine Liste mit allen Insassen der Magnetschwebebahn. Nun müssten die Namen den geborgenen Leichen zugeordnet werden.
Keine Reaktionen aus Schanghai
Auf der weltweit einzigen kommerziellen Transrapid-Strecke zum Flughafen in Schanghai lief der Betrieb einen Tag nach dem tragischen Unglück im Emsland normal weiter. Chinesische Zeitungen berichteten rein nachrichtlich mit Bildern über das Unglück auf der Versuchsstrecke im Emsland. Es fehlten Kommentare in den staatlich kontrollierten Medien oder Reaktionen von Behörden. Dies ist so kurz nach dem Unglück und angesichts der Tatsache, dass die Ursache noch nicht ermittelt ist, in China durchaus üblich.