Die britische Regierung wird sich wegen des im Atlantik havarierten kanadischen U-Bootes "HMCS Chicoutimi" möglicherweise vor Gericht verantworten müssen. Der kanadische Verteidigungsminister Bill Graham schloss am Montag bei einer Pressekonferenz in Glasgow rechtliche Schritte gegen das Ministerium seines britischen Amtskollegen Geoff Hoon nicht aus. Das von der kanadischen Marine gebraucht gekaufte Unterseeboot war nach einer internationalen Rettungsaktion am Sonntagabend mit 54 Seeleuten an Bord auf dem Marinestützpunkt Faslane in Schottland angekommen.
Untersuchung der Unglücksursache eingeleitet
Bei dem Feuer während der Überführungsfahrt war am vergangenen Dienstag zunächst die Schaltzentrale zerstört worden. Dann fraßen sich die Flammen nach Angaben eines Sprechers der kanadischen Kriegsmarine durch das Boot und zerstörten unter anderem auch die Kapitänskajüte. Minister Graham sprach von einem Schaden "unvorstellbaren Ausmaßes".
Ein kanadischer Offizier starb an den Folgen einer Rauchvergiftung, acht weitere Seeleute wurden bei der Bekämpfung des Feuers verletzt. Mehrere Schiffe schleppten die manövrierunfähige "Chicoutimi" schließlich 120 Stunden über den Atlantik. Die kanadische Marine ordnete eine Untersuchung der Unglücksursache an, die bereits in Faslane beginnen sollte.
"Menschliche Fehler" ausgeschlossen
Nach Berichten vom Montag wiesen kanadische und britische Verantwortliche mögliche Schlampereien bei der Überholung des ehemals britischen Unterseebootes durch das britische Unternehmen BAE Systems vor der Überführung nach Kanada zurück. "Menschliche Fehler" schloss der kanadische Admiral Bruce MacLean aus. Er sei außerdem "absolut überzeugt", dass das Unterseeboot "in jeder Hinsicht seetüchtig gewesen sei", sagte er. "Wir würden niemals eine U-Boot fahren lassen, ohne es vorher zu überprüfen", sagte er weiter. In diesem Sinn äußerte sich auch der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon.
Auf eine mögliche Klage gegen Großbritannien angesprochen sagte Graham jedoch: "Ich schließe nichts aus." Vor einer solchen Entscheidung müssten aber nun erst einmal die Fakten überprüft werden. Die "Chicoutimi" war nach einer Generalüberholung von Faslane ausgelaufen. Zielhafen war Halifax an der Ostküste Kanadas.