Der Kapitän des gesunkenen Kreuzfahrtschiffs "Sea Diamond" hat Strömungen vor der griechischen Insel Santorin für die Havarie verantwortlich gemacht. Er habe gemerkt, wie das Schiff wegen der Strömung nach rechts abgedriftet sei, zitierte der staatliche Fernsehsender NET am Sonntag aus Einlassungen des Kapitäns vor der Staatsanwaltschaft auf Naxos. Er habe Anweisung gegeben, nach links zu fahren. Es sei aber nicht genügend Zeit für eine Reaktion des Schiffes geblieben. Die "Sea Diamond" sank am Freitagmorgen.
Die Staatsanwaltschaft hatte den griechischen Kapitän am Samstag der Fahrlässigkeit beschuldigt. Die "Sea Diamond" war am Donnerstag vor der Insel Santorin auf einen Felsen aufgelaufen und in Seenot geraten. Marine, Handelsschiffen und Fischern gelang es, das Schiff mit rund 1.550 Passagieren zu evakuieren. Zwei französische Touristen - ein 45 Jahre alter Mann und seine 16-jährige Tochter - galten allerdings noch als vermisst.
Sollten die beiden Touristen nicht gefunden werden, drohen dem Kapitän und vielleicht weiteren Besatzungsmitgliedern eine Ausweitung der Klage auf fahrlässige Tötung, berichtete der griechische Rundfunk am Sonntag. Bis zum Vormittag gab es noch immer keine Spur von dem 45-jährigen Franzosen und seiner 16-jährigen Tochter. "Wir suchen zwar entlang der Inselküste. Es gibt aber eigentlich keine Chance, sie lebend zu finden", sagte ein Offizier der Küstenwache. Er gehe davon aus, dass die Vermissten noch im Schiff ertrunken seien. Die Ehefrau des 45-Jährigen hatte sich retten können.
Kapitän und Crew müssen in Griechenland bleiben
Am Vortag hatte die Staatsanwaltschaft den Kapitän und fünf weitere Besatzungsmitglieder auf freien Fuß gesetzt. Bisher ermittelt sie wegen Verstöße gegen Navigationsbestimmungen und Fahrlässigkeit. Der Kapitän hatte zuvor "voll und ganz" die Verantwortung für das Unglück übernommen. Er sei zum Zeitpunkt des Unglücks auf der Brücke gewesen. Zunächst hatten griechischen Medien berichtet, neben dem Kapitän seien nur drei Besatzungsmitglieder angeklagt worden.
Die "Sea Diamond" war am Donnerstag mit rund 1600 Menschen an Bord bei der Einfahrt in die Bucht von Santorin auf ein Riff gelaufen. Bis auf die zwei Vermissten wurden alle Passagiere und die Besatzung gerettet. Deutsche waren bei der Ägäiskreuzfahrt nicht an Bord.
Bergungs-U-Boot unterwegs
Nach Darstellung des Kapitäns hatten starke Strömungen sein Schiff vom Kurs abgebracht. Es sei auf das Riff abgedriftet. Er habe alles unternommen, um eine Kollision mit dem Felsen zu vermeiden. Um die Menschen an Bord zu retten, habe er alle Luken dicht gemacht und das Schiff so nahe wie möglich an die Anlegestelle von Santorin gebracht.
Der Bug der 22.000 Tonnen schweren "Sea Diamond" liegt Schätzungen zufolge in einer Tiefe von 70 Metern, das Heck etwa 170 Meter tief. Um das Wrack zu erreichen, muss ein Spezial-U-Boot eingesetzt werden. Es soll laut Rundfunk am Dienstag aus Piräus nach Santorin gebracht werden. Wie der Gouverneur der Provinz von Santorin, Chryssanthos Roussos, sagte, müssten nun schnell die rund 410 Tonnen Diesel aus dem Schiff gepumpt werden, um größere Umweltschäden zu vermeiden.