Wintersturm "Erwin" fordert mindestens 15 Menschenleben

Der schwere Wintersturm "Erwin" über Nordeuropa hat mindestens 15 Menschenleben gekostet. In Skandinavien waren 470.000 Haushalte ohne Strom.

Mindestens 15 Tote, überflutete Landstriche und Hunderttausende Menschen ohne Strom: Über den Norden Europas ist am Wochenende ein gewaltiger Winterorkan hinweggebraust und hat von England bis Russland erhebliche Schäden angerichtet. Auch in Norddeutschland hinterließ der mit Abstand stärkste Sturm dieses Winters eine Spur der Verwüstung. Auf dem Brahmsee bei Kiel ertranken nach Polizeiangaben zwei jugendliche Kajakfahrer. Polizeisprecher Dirk Voß sagte, für die beiden 19-Jährigen aus Bremen habe es im kalten Wasser keine Überlebenschance gegeben.

Zeugen hätten beobachtet, wie das Kajak gekentert und die Schüler untergegangen seien. Polizei und Feuerwehr konnten die Vermissten aber trotz intensiver Suche mit Tauchern bis Sonntagnachmittag nicht finden.

Am stärksten betroffen in Deutschland war der Norden Schleswig-Holsteins. Die Böen deckten Dächer ab und knickten zahlreiche Bäume um, die Straßen und Schienen blockierten. Der Zugverkehr musste am späten Samstagabend komplett aufgegeben werden, nachdem viele Züge wegen der Behinderungen nur noch mit Tempo 40 fahren konnten. Am Sonntagmittag lief der Bahnverkehr wieder, wie eine Sprecherin sagte.

Spitzengeschwindigkeiten von 170 km/h

Das Orkantief "Erwin" erreichte nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes über der Nordsee Spitzengeschwindigkeiten von knapp 170 Kilometern pro Stunde. Am schwersten betroffen in Nordeuropa waren England und Skandinavien. In Schweden wurden am Sonntagmorgen sechs Tote gemeldet, in Dänemark wurden vier Menschen von umstürzenden Bäumen oder herabfallenden Ästen erschlagen.

In Nordwestengland wurden in der nach schweren Regenfällen überschwemmten Stadt Carlisle drei Tote gefunden. Woran sie starben, war aber noch unklar. Zwei weitere Personen wurden vermisst und sind möglicherweise ertrunken.

In Südschweden waren zahlreiche Straßen überflutet, die Bevölkerung wurde aufgerufen, ihre Häuser möglichst nicht zu verlassen. Mehr als 410.000 Haushalte waren am Sonntag vorübergehend ohne Strom. Der Flughafen von Malmö, der drittgrößten Stadt Schwedens, musste vorübergehend geschlossen werden.

Auch der Flughafen der dänischen Hauptstadt Kopenhagen wurde am Samstag geschlossen. Die Brücken von der Insel Seeland, auf der Kopenhagen liegt, nach Fünen und über den Öresund nach Schweden mussten wegen der hohen Windgeschwindigkeiten vorübergehend gesperrt werden. Ein Stromausfall legte 60.000 Haushalte lahm.

AP · DPA
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