Eiszeit an der US-Ostküste: Eine Rekordkälte hat die amerikanische Ostküste fest im Griff gehalten und das öffentliche Leben in vielen Städten gelähmt. In den Neuenglandstaaten fiel am Freitag wieder in Hunderten Schulen der Unterricht aus. In New York City sanken die Temperaturen mit minus 18 Grad auf einen Rekord-Minuswert; in Neuengland wurden sogar Temperaturen von minus 35 Grad gemessen. Mindestens sechs Menschen starben an den Folgen der eisigen Temperaturen.
Sorge um das Stromnetz
Die Behörden in Neuengland fürchteten, dass das Stromnetz angesichts des starken Bedarfs an elektrischer Heizenergie großflächig zusammenbrechen könnte. Im Bundesstaat Vermont rief Gouverneur James Douglas die Bevölkerung auf, Energie zu sparen, um einen Zusammenbruch des Stromnetzes zu verhindern. Die Leute sollten sich zu Hause mit Taschenlampen, Brennstoff und Wasser eindecken, um vorbereitet zu sein, sagte ein Sprecher der Notfalldienste in New Hampshire. "Unter den gegenwärtigen Umständen könnte ein Stromausfall wirklich lebensgefährlich werden."
In Boston, wo die gefühlte Temperatur am Donnerstag minus 43 Grad erreichte, rief Bürgermeister Thomas Menino die Bevölkerung auf, lieber zu Hause zu bleiben. Viele Bewohner der Stadt schienen seinem Rat zu folgen. Die großen Einfahrtsstraßen, auf denen sich der Verkehr normalerweise staut, wirkten nach Berichten lokaler Fernsehsender am Freitag verwaist.
Wenn der Kaffe gefriert
Zudem blieben allein in Boston 350 Schulen geschlossen. Der "Boston Herald" sprach angesichts der klirrenden Kälte von einer neuen "Eiszeit". Im Fernsehen war zu sehen, wie sich heißer Kaffee schnell in einen Eisklumpen verwandelte. Eier, die auf dem Asphalt aufgeschlagen wurden, waren binnen kurzer Zeit festgefroren.
Auch der Flug- und Schiffsverkehr litt unter den eisigen Temperaturen. Die drei großen Flughäfen um New York meldeten zahlreiche Verspätungen, zudem seien mehrere Flüge gestrichen worden. Viele Fähren blieben im Eis stecken, und so mussten hunderte Pendler, die auf die Fähren zwischen dem Bundesstaat New Jersey und New York angewiesen waren, auf Busse umsteigen.
Besondere Härte für Obdachlose
Besonders hart war die Lage für die Tausenden von Obdachlosen in den großen Städten. Helfer versuchten in der Nacht zum Freitag, möglichst viele Obdachlose in die überfüllten Unterkünfte zu bringen. Im Bundesstaat New Hampshire wurde ein Wanderer erfroren aufgefunden. Fünf weitere Menschen starben bei Unfällen auf vereisten Straßen.
Derweil fielen die Temperaturen in Kanadas Osten weithin unter minus 20 Grad Celsius. In der Landeshauptstadt Ottawa fühlte sich die Temperatur nach Angaben von Meteorologen wegen des beißenden Winds wie minus 45 Grad an, in Montreal sogar wie minus 53 Grad. Auch im kanadischen Osten forderten die Versorger alle Verbraucher auf, den Thermostat im Haus ein paar Grade abzusenken, mit warmem Wasser zu sparen und auf unnötige Beleuchtung zu verzichten.