Diplomatische Eiszeit Kremlsprecher Peskow: "Werden dem Westen nie wieder vertrauen"

Kremlsprecher Dmitri Peskow nimmt an einer Videokonferenz im Moskauer Kreml teil
Kremlsprecher Dmitri Peskow nimmt an einer Videokonferenz im Moskauer Kreml teil
© Alexei Nikolsky/Pool Sputnik Kremlin/AP / DPA
Mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine sind auch die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen auf einen neuen Tiefpunkt gefallen. Das sieht man auch im Kreml so. Dessen Sprecher Peskow sprach von einer "langen Krise", die kommen werde.

Vier Monate nach dem Überfall auf die Ukraine hat Russland die Beziehungen zum Westen als langfristig beschädigt bezeichnet. "Ja, es wird eine lange Krise werden", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in einem in der Nacht zum Dienstag ausgestrahlten Interview des US-Fernsehsenders MSNBC. "Wir werden dem Westen nie wieder vertrauen." Russland erhebt seit Beginn seines Kriegs gegen die Ukraine immer wieder Vorwürfe gegen westliche Staaten – etwa wegen der militärischen Unterstützung für das angegriffene Land.

Peskow äußerte sich auch zum Fall der beiden US-Soldaten, die in der ukrainischen Armee kämpften und kürzlich von moskautreuen Truppen gefangen genommen wurden. Diese seien Söldner und fielen damit nicht unter den Schutz der Genfer Konvention, meinte Peskow.

Die beiden früheren US-Soldaten Alexander Drueke und Andy Huynh seien "an illegalen Aktivitäten auf dem Territorium der Ukraine beteiligt" gewesen, sagte Peskow.

US-Söldnern droht die Todesstrafe

Drueke und Huynh hätten sich in der Ukraine "am Beschuss und an der Bombardierung unseres militärischen Personals" beteiligt, führte der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin aus. Damit hätten sie das Leben von Russen "bedroht". "Sie sollten für diese Verbrechen, die sie begangen haben, zur Verantwortung gezogen werden", forderte der Kreml-Sprecher. Ihre Vergehen müssten "untersucht werden". Auf Nachfrage, welcher Vergehen genau Drueke und Huynh sich schuldig gemacht hätten, sagte Peskow, dies sei noch nicht klar.

Der Kremlsprecher ließ weiter offen, ob die beiden Männer von russischen Soldaten oder von prorussischen Separatisten gefangen genommen wurden. Das ist auch insofern relevant, als dass die selbst ernannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk die Todesstrafe eingeführt haben, diese in Russland hingegen ausgesetzt ist.

Auf die Frage, ob er garantieren könne, dass den beiden US-Bürgern nicht dasselbe Schicksal drohe wie drei kürzlich in Donezk zum Tode verurteilten Ausländern, sagte Peskow: "Ich kann nichts garantieren. Das hängt von den Ermittlungen ab." Die Ukraine und die Vereinten Nationen hatten den Umgang der Separatisten mit den beiden Briten und dem Marokkaner heftig kritisiert. Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf sprach von Kriegsgefangenen, die Anspruch auf Schutz hätten.

US-Basketballerin in Russland in Haft

US-Präsident Joe Biden hatte am Freitag erklärt, er wisse nicht, wo Drueke und Huynh sich aufhielten. Zugleich appellierte er an US-Bürger, nicht in die Ukraine zu reisen. Am Samstag bestätigte ein Sprecher des US-Außenministeriums, dass den Behörden Fotos und Videos der beiden US-Bürger vorlägen, die "Berichten zufolge von der russischen Armee in der Ukraine gefangen genommen worden seien". Die US-Regierung beobachte die Lage genau.

Peskow äußerte sich auch zum Fall der in Russland inhaftierten US-Profi-Basketballerin Brittney Griner. Vorwürfe, Russland halte sie als Faustpfand gefangen, wies er entschieden zurück. "Wir können sie nicht als Geisel bezeichnen", sagte der Kreml-Sprecher. "Warum sollten wir sie als Geisel bezeichnen? Sie hat gegen russische Gesetze verstoßen und nun wird sie strafrechtlich verfolgt."

Griner war am 17. Februar am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden. Die russischen Behörden werfen der 31-jährigen zweifachen Olympiasiegerin Drogenschmuggel vor, weil in ihrem Gepäck Vape-Kartuschen mit Cannabisöl gefunden wurden. Vor einer Woche wurde ihre Untersuchungshaft bis zum 2. Juli verlängert.

DPA · AFP
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