Blauer Himmel, eine leichte Brise weht und Berlin brennt in der Sonne. stern.de hat verschiedene Menschen und Orte besucht. Die Eindrücke einer schwitzenden Stadt:

Museumsinsel, Berlin-Mitte, 10 Uhr. Schon um diese Uhrzeit heißt es: anstehen. Schlange stehen. Warten. Vor der Kasse der Alten Nationalgalerie braten Schüler, Pensionäre und eine amerikanische Touristengruppe in der Sonne. Einziges Gesprächsthema unter den Amerikanern: "The heat!" Bis zu 30 Minuten Wartezeit sollte man einplanen, lässt der Museumswärter wissen. "Ausnahmen gibt’s nicht. Sonne hin oder her". Also weiter braten.
Wer die Tortur durchhält, wird allerdings reichlich belohnt. In In der Alten Nationalgalerie hängen schöne, sommerliche Landschaftsbilder der französischen Impressionisten. Sie verströmen heitere Lebensbejahung. Und die Raumtemperatur drumherum beträgt 20 Grad. Das Museum - heute ein Paradies auf Erden.

Vorplatz der Nikolaikirche, Bauarbeiten. In Berlin wird ständig vergrößert, verkleinert, umgebaut, hergerichtet. Reinhard mauert mit Kollegen neue Bänke. Sie tragen weiße Arbeitskleidung, das hilft ein bisschen gegen die Sonne, trotzdem rinnt der Schweiß in Strömen. "Wir müssen immer arbeiten, egal wie kalt oder warm es ist“, sagt Reinhard, "wichtig ist bei diesen Temperaturen vor allem das Trinken. Am besten Eistee. Und nichts Alkoholisches natürlich." "Wir haben keine andere Wahl", sagt ein Kollege, "Aber vielleicht sollten wir den Chef gleich mal fragen, ob er uns den Rücken eincremt". Man kann die Hitze auch mit Humor nehmen. Und sich auf die Arbeit konzentrieren. Reinhard versteht sich als Denkmalpfleger. Er ist stolz auf das, was er tut.

12 Uhr mittags, Tiergarten, der drittgrößte Stadtpark Deutschlands. Für gewöhnlich stauen sich hier die Menschen: Jogger, Kicker, Grillpartys, weniger Park als Naherholungszentrum. An Ruhe ist hier nicht zu denken. Aber heute, bei über 30 Grad? Die ausgetrockneten, bräunlichen Wiesen sind fast menschenleer. Einige Spaziergänger schlendern über schattige Wege oder sitzen unter Bäumen. Das Naherholungszentrum verwandelt sich wieder in eine Landschaft. Und das nahe gelegene Brandenburger Tor ist plötzlich wieder passierbar. Nur ein paar asiatische und amerikanische Touristengruppen tippeln über die heißen Steinplatten, verstecken sich im Schatten des Wahrzeichens, stöhnen über die Hitze. "Nichts los", meint eine Verkäuferin, die Eis und Wasser anbietet. Das ist, in Berlin - auch mal ganz schön.

Wasser! Herrlich! Das Kinderbad Monbijou in Berlin-Mitte ist schon zur Mittagszeit voll. Julia ist mit ihrem Sohn Auri und dessen bester Freundin Lilly gekommen. Die zwei Fünfjährigen schlecken begeistert ihr Eis. "In Berlin ist das schon in Ordnung mit der Hitze. Man kann so viel draußen machen", sagt Julia. "Und ansonsten gilt das Gleiche wie in anderen Städten auch: In den Schatten setzen, viel trinken und den Kindern Eis geben. Dann lässt sich das gut aushalten."
Bademeister Tomasz hat jetzt alle Hände voll zu tun: "Die heißen Tage sind ordentlich anstrengend. Ich schwitze zehn Stunden in der Sonne und muss dabei immer wachsam sein." Auri und Lilly kümmert das wenig. Sie wackeln sich schon wieder zum Pool.

Berliner Zoo. Schulklassen dominieren das Bild und die Geräuschkulisse. Gleichwohl ist weniger Betrieb als sonst. Wie geht es den Tieren bei der Affen-Hitze? "Ganz wie den Menschen. Sie trinken mehr, essen weniger und verbringen viel Zeit im Schatten", sagt Tobias Rade, Mitarbeiter im Zoo. Die Elefanten leben es vor: Sie stehen in einer Reihe unter dem Dach ihres Geheges. Nur die Alpakas haben so ihre Schwierigkeiten. "Wir haben sie extra geschoren, damit sie besser klarkommen", erklärt Rade. Die Kurzgeschorenen suhlen sich zur Abkühlung im Schlamm. Nur die Pinguine bleiben cool, sie leben in einer Halle, die auf sechs bis acht Grad temperiert ist. Sie genießen an diesem Tag höhere Aufmerksamkeit als sonst. Viele Besucher bleiben stehen. Und fühlen dankbar mit.

Der Klunkerkranich, ein Kulturdachgarten auf Parkdeck 6 der Neukölln Arkaden, am frühen Nachmittag. Die Luft brennt. Die Gärtner kommen mit dem Gießen der vielen Pflanzen kaum hinterher. Bunte Wimpel wehen in der lauen Brise, leise Reggae-Musik flutet das Geschehen. Unter den Sonnensegeln auf der Dachterrasse aalen sich Berliner Hipster. "Ohne Schatten ist es echt nicht auszuhalten. Gott sei Dank weht ein kleines Lüftchen", sagt einer und nippt von seiner Flasche Bio-Zisch. Die Bar auf dem Parkdeck hat spontan das Sortiment umgestellt. Sonst gibt es Kaffee, heute Iced Latte Macchiato. "Das Wetter ist geil, aber schon ein bisschen doll", sagt Svea, die auf einer der Holzbänke auf ihre Freunde wartet: "Ich weiß gar nicht, was ich noch ausziehen soll."