Der tropische Wirbelsturm "Lorenzo" hat nach Angaben des Zivilschutzes am frühen Mittwochmorgen, wie erwartet, die Azoren getroffen. Wie das portugiesische See- und Atmosphäreninstitut IPMA mitteilte, überquerte der Wirbelsturm die Inselgruppe als Kategorie-2-Hurrikan. Der Sturm hatte sich zuvor vor der Küste Westafrikas zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5 entwickelt, was so weit östlich und so weit nördlich nie zuvor seit Einführung regelmäßiger Wetteraufzeichnungen geschehen war.
Auf seinem Weg Richtung Norden zu den Azoren verlor "Lorenzo" allerdings deutlich an Kraft. Inzwischen hat das Zentrum des Sturms die zu Portugal zählende Inselgruppe überquert. Fast alle Inseln wurden von schweren Winden und hohen Wellen getroffen. Nach Einschätzung des IPMA war auf den westlichen Azoren mit Böen von 190 bis maximal 200 Kilometern in der Stunde sowie Wellen mit einer Höhe von 10 bis 15 Metern, im Extremfall sogar 25 Metern, zu rechnen. Etwas weniger hart sollten die mittleren Inseln getroffen werden.
Lorenzo knickt über Irland ab
Nach ersten Angaben des Zivilschutzes der Azoren wurden ab 4 Uhr vor allem Teile der Inseln Faial, Flores, São Jorge, Terceira, Pico, Corvo und Graciosa überschwemmt, Bäume wurden umgeknickt und Häuser beschädigt. Zudem sei eine Anlegestelle im Hafen von Lajes das Flores beschädigt worden. In einigen Gebieten sei der Strom und/oder der Mobilfunk ausgefallen. Vereinzelt seien Menschen vor dem Sturm in Sicherheit gebracht worden; etliche Straßen auf mehreren Inseln seien gesperrt worden. Bisher gibt es keine Berichte über Verletzte oder gar Tote. Die Azoren sind auch in der Vergangenheit schon mehrfach von schweren Stürmen getroffen worden.
Mit 65 Kilometern in der Stunde ist "Lorenzo" den Angaben zufolge derzeit vergleichsweise schnell unterwegs. Er zieht laut dem National Hurricane Center der USA weiter nach Norden und wird in den kommenden Tagen aller Voraussicht nach vor allem Irland treffen - dann wohl nicht mehr als Hurrikan, aber auf jeden Fall als kräftiger Orkan. Vor allem an der Westküste Irlands muss nach Einschätzung von Meteorologen mit Böen in voller Orkanstärke, zum Teil sogar darüber hinaus, gerechnet werden. Anders als zunächst vorausgesagt, gehen die Experten nun davon aus, dass "Lorenzo" dann eine Route nach Osten über Irland, England und die Niederlande bis nach Deutschland einschlagen wird. Hierzulande wird vom einstigen Hurrikan aber nur noch ein normales Tief mit dicken Regenwolken und etwas Wind ankommen. Laut Kachelmannwetter "ein kümmerlicher Rest".

Irland: Böse Erinnerungen an "Ophelia"
In Irland allerdings wissen die Menschen, was auf sie zukommt. "Lorenzo" ist der zweite Hurrikan, der es bis knapp vor die Küsten Europas schafft. Im Oktober 2017 tobte sich Ex-Hurrikan "Ophelia" über Irland mit Böen von bis zu 200 Kilometern in der Stunde aus. Sieben Menschen kamen ums Leben, die Schäden gingen in die Milliarden. "Lorenzo" wird voraussichtlich etwas schwächer ausfallen.