Die Warnung ist eindringlich: "Die Lage ist dramatisch" erklärte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhau am Montagabend bei einer Pressekonferenz zu den drei Waldbränden im Nordosten der Bundesrepublik. Innerhalb weniger Kilometer brennen dort Hunderte Hektar Wald und kommen Ortschaften bedrohlich nahe.
Die beiden größten Brände toben auf zwei ehemaligen Truppenübungsplätzen nahe Lübtheen und Hagenow. Dort ist die Lage besonders dramatisch. 100 Hektar stehen nahe Lübtheen in Brand, 35 Hektar sind es bei Hagenow. Hunderte Feuerwehrleute versuchten die Nacht über, das Feuer in Schach zu halten, wässerten die Böden in der Umgebung. Zum Glück spielte das Wetter mit: Weil die Nacht weitgehend windstill war, hatten sich die Feuer nicht weiter ausgebreitet, sagte ein Sprecher des Landkreises Ludwigslust-Parchim am frühen Dienstagmorgen der Deutschen Presse-Agentur.
Bangen um Volzrade wegen Waldbrand
Vor allem für die Bewohner von Volzrade sind das gute Nachrichten. Die zu Lübtheen gehörende Ortschaft liegt nur 800 Meter von den Bränden entfernt, die 160 Einwohner wurden am Montag sicherheitshalber evakuiert und verbrachten die Nacht bei Freunden, Verwandten oder in einer Notunterkunft in der Turnhalle der Kleinstadt. Man sei zuversichtlich, die Ortschaft vor dem Feuer schützen zu können, betonte der Einsatzleiter der Feuerwehr am Montagabend.
Die Brände waren schnell ausgebrochen und hatten sich, begünstigt durch böige Winde, rasch ausgebreitet. Weil auf dem ehemaligen Truppenübungsplaz aus dem zweiten Weltkrieg immer noch Munitionsrückstände lagern, kam es zu mehreren Explosionen. Das erschwerte die Arbeit der mehr als 400 Rettungskräfte. Teile des Brandgebietes seien schlicht zu gefährlich, sie mussten geräumt werden, sagte ein Sprecher.
Lodernde Wälder und gefährliche Blindgänger: So sieht Feuerbekämpfung aus der Luft und am Boden aus

Im Landkreis Ludwigslust-Parchim im Südwesten Mecklenburgs müssen Feuerwehrleute derweil noch zwei weitere Waldbrände bekämpfen. Die Feuer brachen am Montagabend auf etwa einem Hektar Waldfläche nahe Crivitz und am Dienstagfrüh in einem Waldstück auf rund 6000 Quadratmeten nahe Boizenburg aus, wie ein Polizeisprecher am Dienstag sagte. Beide Brände seien bereits unter Kontrolle. Wegen der Löscharbeiten in der gesamten Region Ludwigslust-Parchim sei die Bundesstraße 321 komplett gesperrt.
Neues Feuer bei Jüterborg
Im Waldbrandgebiet bei Jüterbog südlich von Berlin ist am Montagabend wieder ein Feuer aufgeflammt. Wie die Leiterin des Jüterboger Ordnungsamts, Christiane Lindner-Klopsch, am Dienstag sagte, brennen ungefähr zwei Hektar, die noch mehrere Hundert Meter von einem Schutzstreifen am Rande des Brandgebiets entfernt liegen. Erst wenn das Feuer auf die Schutzstreifen zulaufe, könne von dort aus gelöscht werden. Das Brandgebiet selbst können die Feuerwehrkräfte nicht betreten, weil auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz noch viel Munition im Boden steckt. Die Feuerwehr habe in der Nacht den Brand vor Ort überwacht.
Im Laufe des Dienstags fliegt Lindner-Klopsch zufolge eine Drohne über das Brandgebiet, damit sich die Feuerwehr einen Überblick von oben verschaffen kann. Um den Waldbrand final zu löschen, hoffe man auf Regen oder darauf, dass sich die Flammen selbst totlaufen. Feuer sei immer unberechenbar, sagte die Leiterin des Ordnungsamts. "Deshalb ist die Lage auch noch nicht unter Kontrolle." Im Großen und Ganzen sei die Situation aber nicht mehr so angespannt wie am Wochenende.
Rekordverdächtige Waldbrände
Erst 2019 war die Region vom bisher größten Waldbrand des Bundeslandes betroffen gewesen. Im Sommer 2019 hatten auf dem Truppenübungsplatz mehr als 1200 Hektar in Flammen gestanden. Als Reaktion auf das Rekordfeuer waren Brandschneisen und Tiefbrunnen angelegt worden, um Ausbrüche solchen Ausmaßes besser verhindern zu können.