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Esa-Sonde "Rosetta" Der Kometenjäger wacht auf

Heute wird "Rosetta" aus dem Tiefschlaf geweckt. Nach zehn Jahren Flug hat die Raumsonde in diesem Jahr ihren großen Auftritt: Sie soll auf einem Kometen landen. Ein bisher einmaliges Manöver.
Von Dominik Brück

Diesem Tag haben Wissenschaftler der europäischen Raumfahrtorganisation Esa zehn Jahre lang entgegengefiebert. Am 20. Januar beginnt die entscheidende Phase für eines der bisher spektakulärsten europäischen Raumfahrtprojekte: Rund 800 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, wird die Sonde "Rosetta" aus ihrem "Tiefschlaf" aufgeweckt. Seit Juni 2011 befindet sie sich im Energiesparmodus. Ist sie wieder aktiviert, nähert sie sich dem Ziel ihrer Reise: dem Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko. Klappt alles, kann die Esa mit der "Rosetta"-Mission gleich mehrere Meilensteine setzten: Noch nie zuvor ist eine Sonde in die Umlaufbahn eines Kometen eingeschwenkt. Mit "Rosetta" würde auch zum ersten Mal ein Forschungsroboter auf solch einem Himmelskörper landen.

Wie eine Flipperkugel durchs All

Im Februar 2004 ist die rund drei Tonnen schwere Raumsonde an der Spitze einer Ariane-5-Rakete vom Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guyana gestartet. Da keine Rakete genügend Schub aufbringen kann, um den Kometen direkt zu erreichen, musste "Rosetta" einige Umwege in Kauf nehmen: Wie eine Weltraum-Flipperkugel düste die Sonde in fünf Jahren zunächst vier Mal um die Sonne und nutzte dabei die Schwerkraft von Erde und Mars, um immer schneller zu werden. Zuletzt flog "Rosetta" im November 2009 an ihrem Heimatplaneten vorbei, dann sauste sie endgültig in die Weiten unseres Sonnensystems.

Der Weg des Kometenjägers

"So weit von der Sonne entfernt, reichen auch die Solarsegel nicht aus, um die Sonde mit Strom zu versorgen. Daher haben wir sie 2011 in den Energiesparmodus versetzt", erklärt Andreas Schepers, Sprecher der Esa. Während der "Schlafphase" waren bis auf Funk- und Kommandoempfänger alle elektrischen Geräte ausgeschaltet.

Wie alle Kometen ist auch das Ziel von "Rosetta" von einer dicken Eisschicht bedeckt. Nähert sich 67P/Churyumov-Gerasimenko der Sonne, verdunstet das Eis zusammen mit anderen Stoffen und erzeugt den charakteristischen Schweif. Dieser ist manchmal von der Erde aus mit bloßem Auge zu erkennen. Wie genau der Schweif sich bildet, soll "Rosetta" herausfinden. Zudem erhoffen sich die Wissenschaftler von der Landung auf dem Kometen viele neue Erkenntnisse darüber, wie das Leben auf der Erde entstanden ist.

Kometen können helfen diese Frage zu klären: Sie sind die ältesten Objekte innerhalb des Sonnensystems und stammen überwiegend noch aus dessen Entstehungszeit. Diese Himmelskörper haben ihre Zusammensetzung im Unterschied zu Planeten in all der Zeit kaum verändert - "Rosetta" ermöglicht den Forschern so eine Zeitreise rund 4,6 Milliarden Jahre zurück in die Vergangenheit. Besonders interessant: das Eis des Kometen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Großteil des Wassers auf der Erde ursprünglich durch Einschläge von Kometen auf unseren Planeten gelangte, und mit ihm wohl auch organische Moleküle, die wichtig für die Entstehung des Lebens auf der Erde waren. "Rosetta" soll helfen, diese Theorien zu überprüfen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie "Rosetta" sich dem Kometen nähert und welche Aktion sich die Esa zum Aufweck-Tag ausgedacht hat

"Philae" kettet sich am Kometen fest

Ist die Sonde wieder aktiviert, soll sie sich ab Mai in einer Reihe komplizierter Manöver dem Kometen nähern und im August in eine Umlaufbahn um den Himmelskörper einschwenken. Zunächst wird "Rosetta" dann den Kometen erkunden und geeignete Landeplätze für den Forschungsroboter "Philae" suchen. Das ist der schwierigste Teil der Mission: "Wir arbeiten hier in einer völlig unbekannten Umwelt und müssen schnell Entscheidungen treffen", sagt Andrea Accomazzo, der bei der Esa verantwortliche Flugleiter für "Rosetta". Man wisse nicht genau, wie sich die Sonde im Umfeld des Kometen verhalten wird. Im November soll "Philae" landen und sich mit einer Harpune am Kometen festketten. So will man verhindern, dass der Roboter zurück ins All schwebt. "Rosetta" wird weiter um den Kometen kreisen und Daten zur Erde funken. Bis Dezember 2015 werden "Rosetta" und "Philae" den Kometen auf seinem Weg um die Sonne begleiten.

"Rosettas" Tanz um den Kometen

Wake up, Rosetta!

Damit "Rosetta" nach ihrem langen Schlaf nicht alleine aufwacht, hat die Esa zu einem besonderen Wettbewerb aufgerufen. Mit einer Videobotschaft via Internet sollen möglichst viele Menschen auf kreative Art und Weise "Wake up, Rosetta!" in die Kamera rufen. Die Aufnahmen sollen dann auf Facebook, Twitter und Instagram unter dem Hashtag #WakeUpRosetta veröffentlicht werden. Auf die besten Videos warten Preise - etwa ein Besuch im Esa-Kontrollzentrum während der Landung.

Den Wecker für "Rosetta" lässt das Kontrollzentrum in Darmstadt am 20. Januar um 10 Uhr UTC (koordinierte Weltzeit) klingeln. Das entspricht 11 Uhr deutscher Zeit. Flugleiter Accamazzo ist davon überzeugt, dass die Sonde gut aus den Federn kommen wird: " 'Rosetta' arbeitet seit zehn Jahren fehlerfrei und auch andere Sonden mit ähnlichen Systemen hatten nie Probleme", erklärt er. "Es ist unwahrscheinlich, dass es Schwierigkeiten gibt, aber dennoch ist das alles sehr aufregend für uns."

Wie "Rosetta" aus dem Tiefschlaf erwacht

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