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  • Fotostrecke Dieppe Raid 1942 - 8 Bilder

Zweiter Weltkrieg Fotostrecke Dieppe Raid 1942 - 8 Bilder

  • von Gernot Kramper
  • 21. Oktober 2021
  • 16:08 Uhr
Tote Kanadier am Strand. 
Tote Kanadier am Strand. 
© akg-images/ / Picture Alliance
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Tote Kanadier am Strand. 
Einer Gruppe von Commandos gelang es eine schwere Batterie zu stürmen und zu sprengen.
Kein Panzer schaffte es, in die Stadt zu kommen.
Gegen das Feuer aus den deutschen Positionen hatten die Soldaten am Strand keine Chance.
Aus solchen Stellungen nahmen die Deutschen die Kanadier unter Feuer.
Gefangene Kanadier in der Stadt
Commandos auf dem Weg zurück zur Insel.
Siegesssichere Truppen vor dem Einsatz.
Der Raid auf eine kleines Küstenstädtchen sollte den Briten einen Achtungserfolg bescheren. Der Angriff führte in eine Katastrophe, die über 3000 Mann das Leben kostete. Der Hauptverantwortliche, Lord Mountbatton, erfand später eine Begründung, warum Dieppe nicht sein Fehler, sondern ein notwendiges Opfer war.

Das größte Manko der britischen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg sei es gewesen, dass Führungspositionen im Militär nach gesellschaftlichem Rang vergeben wurden, schrieben US-Militärs in der Nachschau. Ein extremes Beispiel ist der britische Angriff auf die Hafenstadt Dieppe im Jahr 1942. Hier wurden 6000 Mann auf eine aussichtslose Mission geschickt. Und alles nur für das aufgeblähte Ego von Lord Mountbatton, schreibt Patrick Bishop in seinem Buch "Operation Jubilee". Mountbatten – "Onkel Dickie" – war der Onkel von Prinz Philip, der wiederum Ehemann der britischen Königin Elisabeth II.

Wie der "Angriff der Leichten Brigade"

Die Überlebenden der desaströsen Landungsoperation verglichen ihren Einsatz mit einem anderen Himmelfahrtskommando im Dienst Ihrer Majestät. Dem "Angriff der Leichten Brigade" im Krimkrieg – nur wurden 1854 nur 670 Männer und nicht 6000 auf eine aussichtslose Mission geschickt.

21. Oktober 2021,16:08
Tote Kanadier am Strand. 

Zweiter Weltkrieg Fotostrecke Dieppe Raid 1942 - 8 Bilder

8 Bilder

Der Angriff auf die französische Hafenstadt hatte genau genommen keinen militärischen Sinn, er diente der Gesichtswahrung. 1942 hatten die Briten zwar die drohende Invasion der Insel abgewehrt, ansonsten aber nur einstecken müssen. Aus Norwegen, Frankreich, Griechenland und Kreta hatten die Deutschen die britischen Truppen vertrieben. In Nordafrika war das deutsche Afrikakorps auf dem Vormarsch und auf dem Atlantik setzten die deutschen U-Boote den lebenswichtigen Konvoifahrten zu.

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Ein kleiner Sieg für die Moral  

1942 also vor Stalingrad war es noch durchaus denkbar, wenn nichts sogar wahrscheinlich, dass die Deutschen Russland besiegen könnten. Wäre die Sowjetunion zusammengebrochen, hätte Hitler seine gesamte Streitmacht gegen Britannien wenden können. Eine richtige Invasion hätte dem bedrängten Russland geholfen, doch dazu waren die Briten nicht in der Lage. Nach dem Erfolg kleinerer Kommando-Raids auf dem Kontinent, kam man auf die Idee, eine etwas größere Aktion zu wagen. In der Größe etwa zwischen einem Kommando und einer ausgewachsenen Invasion, den Dieppe Raid eben. Doch selbst bei einem Erfolg wäre es eine sinnlose Operation geblieben. Auch wenn die Briten den Hafen hätten einnehmen können, wäre das ein Imageschaden für Hitler gewesen, aber keineswegs hätte eine Brigade ihn gezwungen, Truppen aus dem Osten abzuziehen.

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"Auch die vollständige Zerstörung von Dieppe ", so Bishop, "hätte nicht dazu beitragen, die deutsche Fähigkeit den Krieg zu führen zu verringern." Es war, wie einer der Planer zugab, ein Angriff nur "um eines Angriffs willen".

Das Ego der Verantwortlichen

Die strategische Sinnlosigkeit wurde von einer ganzen Liste von operativen Zielen ersetzt. Wäre der Sturm auf die Stadt gelungen, hätte man dort ein paar Schiffe, Funkanlagen, die Hafeninstallationen und einiges mehr zerstören können. So wie in jedem anderen Hafen an der Küste. Das wirkliche Motiv lag in den führenden Personen, die eine Chance sahen, aus einer beschämenden Untätigkeit herauszukommen. Mountbatten wollte "den Deutschen, der britischen Öffentlichkeit, den Amerikanern und den Sowjets einen Angriffswillen demonstrieren und dem Ruf des Combined Operations Headquarters neuen Glanz verleihen", so Bishop.  Die Royal Air Force wollte die Luftwaffe bezwingen und die kanadischen Kommandeure brannten darauf, ihre Männer im Einsatz zu sehen.

Wegen eines Sturms wurde der Überfall auf Dieppe Anfang Juli 1942 abgesagt. Doch einige Wochen später fand er dennoch statt. Vor allem, weil Lord Mountbatten das Projekt umsetzen wollte. "Es war der Triumph der Eitelkeit, des Eigensinns und des Ehrgeizes, die immer den dunklen Kontrapunkt zu seinen großen Fähigkeiten und seiner großen Menschlichkeit bildeten", schreibt Bishop.

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Angriff ohne jede Chance

Der Angriff endete in einem Desaster, das über vereinzelte Erfolge nicht hinauskam. Trotz der langen Planung und der Resistance in Frankreich hatten die Angriffstruppen keine brauchbaren Informationen über die deutsche Verteidigung. Und anders als bei vorhergegangen Kommando-Unternehmen traf man hier nicht mehr auf einen Gegner, der überhaupt nicht mit einem Angriff gerechnet hatte.

Vor allem war es nicht gelungen, die deutschen Feuerpositionen zuvor auszuschalten. Der Hafen war mit Maschinengewehren und Artillerie verteidigt, die alle Zugänge abdeckten. Die stürmenden Kanadier gerieten in exakt die Abschnitte, die die Deutschen vorhergesehen hatten. Sie trafen auf ein "nahezu perfektes System ineinandergreifender Feuerbögen, die zusammen einen Strudel von Kugeln und Granaten erzeugten, der jeden Frontalangriff auf die Stadt zum Scheitern bringen sollte, wenn ihm nicht ein vernichtendes Bombardement vorausging".

Kein Einbruch in das deutsche Verteidigungssystem

Der Plan sah vor, beidseits des Hafens zu landen. Dort sollten in einem Überraschungsschlag die Artilleriebatterien ausgeschaltet und die Stadt gestürmt werden. Schon der erste Angriff verzögerte sich, so dass die Truppen bei voller Sicht anlandeten. Von Überraschung konnte keine Rede sein, die Deutschen schossen die Kandier zusammen, die dichtgedrängt in den Booten standen. Der Schütze Tom Hunter stand in der ersten Reihe, als die Tür des Bootes ins Wasser fiel.

"Ich sprang ins Wasser, das mir bis zur Brust reichte." Mit Glück schafft er es in den Schatten der Ufermauer. "Ich hatte keine Zeit mich umzusehen und ich wollte nur so schnell wie möglich dorthin gelangen." Er drückte seinen Kopf dann  in die Steine. "Es gab nichts, was wir tun konnten. Ich hatte nicht einmal die Chance, zurückzuschießen." Die Gruppe, die Ross Munro, ein kanadischer Journalist begleitete, geriet in schweres MG-Feuer, als sie den Strand stürmen wollten. In 15 Minuten wurde die tapfere Truppe zu einem Häuflein benommener und verletzter Männer zusammengeschossen, die verzweifelt Deckung suchten.

"Wir mussten einfach dicht an der Wand bleiben", sagte Sergeant John Legate einige Tage später. "Das Kreuzfeuer, das auf uns zukam, machte es unmöglich, sich einen Meter von der Wand zu entfernen, oder sie hätten uns erwischt." Niemand konnte die Verwundeten bergen. Zu dem MG-Feuer kamen noch die Einschläge von Mörsern. Vor den Steilfeuer-Geschützen bot auch die Mauer keinen Schutz mehr. Fotos der Deutschen zeigen die Leichenhaufen an den Stellen, an denen die Wand beschädigt war und die Kanadier Schutz suchten.

Die unkoordinierten Löschversuche konnten das Feuer nicht eindämmen.

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Überlebende wurden zurückgelassen

Kaum jemandem aus der ersten Welle gelang es, die dichten Stacheldrahtverhaue zu durchqueren. In der ersten Phase des Angriffs war bereits zu erkennen, dass die stürmende Infanterie den Feuergürtel der befestigten Position nicht durchbrechen konnte. Dennoch befahl der kanadische Kommandeur zwei sinnlose Folgeangriffe. Die Truppen blieben am Strand festgenagelt. "Überall waren Scharfschützen", so der Gefreite Jack Poolton. "Einer traf meinen Helmrand. Typen die versuchten, ihre Handgranaten zu werfen, wurden getroffen, sobald sie den Stift abgezogen hatten."

Dann trafen auch noch die Bomben der Royal Airforce die eigenen Leute. Die aufkommende Flut zog die Schwerverletzten am Strand ins Meer, wo sie ertranken. "Es war unglaublich", so Poolton. "Da schwammen Stiefel mit Füßen drin, da waren Beine. Und Fleischstücke. Und Köpfe. Das war mein Regiment. Das waren die Jungs, mit denen ich die letzten zweieinhalb Jahre zusammengelebt hatte."

Nur eine Operation hatte Erfolg. Die 4. Commandos konnten eine schwere Geschützbatterie westlich von Dieppe vollständig zerstören. Um 9 Uhr morgens wurde die Operation abgebrochen. Um Mittag löste sich die Flotte von der Küste, die Zurückgebliebenen mussten sich ergeben. Von 6000 Männern wurden 2010 gefangen genommen und fast 1000 getötet. Eine Verlustrate von über 50 Prozent innerhalb von nur zehn Stunden.

Keine Folgen für die Kommandeure

Konsequenzen hatte das Desaster für die Kommandeure nicht. Sie behaupteten später, der Angriff auf Dieppe sei als Probe für die Invasion in der Normandie geplant gewesen. Tatsächlich spielt das Motiv "Üben der großen Invasion" vor dem Tag der Niederlage keine Rolle. Mit dem negativen Ausgang hatte man nicht gerechnet, der erfolgreiche Angriff war selbst Operationsziel genug. Erst das Desaster brauchte eine andere Erklärung. Wie abwegig sie war, erklärte schon Panzerkommandant Generalmajor Percy Hobart in einem Brief an den Militärhistoriker Basil Liddell Hart. Wenn man die eigenen Truppen in der Praxis ausbilden wolle, schrieb er, würde man nie einen stark verteidigten Sektor wie Dieppe wählen.

Ende der 1950er Jahre vollendete Mountbatten seine eigene Heldenlegende. In seinem Bericht kam er zu dem Schluss, dass Dieppe trotz der schrecklichen Verluste eine wichtige Ausbildung gewesen war. Hier hätten den Alliierten die Lektionen gelehrt, die ihnen beim D-Day halfen, als sie mit viel weniger Verlusten als erwartet entkamen. Das Gemetzel war bedauerlich, aber letztendlich hat es sich gelohnt. Das war eine Lüge, wie Bishop erklärt. Eine Lüge, die Mountbatton sich wohl auch selbst Zeit seines Lebens erzählt hat.

Patrick Bishop - Operation Jubilee

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